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fast normal 1960-1962 Ich erinnere mich: Ich war stolz auf meinen Vater. Er war mein Held. Ich wollte Vater sein.Liebevoll kämmte ich ihm das Haar, wenn er auf dem Sofa schlief. Vorsichtig behandelte ich seine Haare wie ein Heiligtum. Ich war glücklich, wenn seine eingefetteten Haare durch meine Finger glitten. Dabei sang ich seine Lieblingslieder. Das ohne Vater, gemeinsam mit der Mutter in der großelterlichen Wohnung aufgewachsene Kind hat die denkbar schlechtesten Sozialisationsbedingungen gehabt: Es war Vorzeigekind, durfte keine Kontakte zu Kindern aus anderen sozialen Schichten haben und wuchs in einer Erwachsenenwelt auf, ahmte deren Rollenmuster nach. Es wurde nicht als Kind behandelt, sondern als zukünftiger Erwachsener. Plötzlich die Idee mit dem russischen Roulette. Blutüberströmt stürzt er vom Stuhl. Da liegt er nun und betrachtet sich als Außenstehender. Er stellt fest, daß das Radio auch trotz seines Todes weiter Musik spielt. Er ist entsetzt. Mit großer Angst betraten wir mit
den Bombensplittern aus den Kratern den Schrottplatz und verließen ihn etwas später mit
drei Groschen. Am Büdchen dann ängstlich der Gedanke: Vielleicht ist im Mäusespeck ja
etwas von einer Maus? Dann lieber eine Knallblättchenpistole. |
logbuch 1 |