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hold on 1971 Pastelltöne bestimmen das Make-up im Sommer. Ein blaustichiges Rosé betont die Lippen. Wangenrouge mit einem Hauch von Amethyst. Das untere Augenlid wird mit dunkelblauem Lidschatten unterstrichen, dann in violett aufgetragen und zu den Schläfen hinausgezogen. Zur Konturierung der obere Lidrand violett, der untere mit Blau umrandet. Das Make-up soll natürlich wirken. Abgetupft wird mit einem losen Transparent-Puder, der kleinste Goldpartikelchen enthält. Aufgetragen mit einem dicken Puderpinsel. Immer das gleiche Bild: Er/Sie am Tisch sitzend. Blick aus dem Fenster. Kaffeetasse. Warten. Kein Sinn für Inszenierungen: Zwei Jagdbomber der amerikanischen Marine schießen im Tiefflug - dicht über der Meeresoberfläche - in den Sonnenuntergang hinein. Der weißgraue Kondenzstreifen tönt sich violett und verliert sich im Horizont. Der mit Frost bedeckte Mond, nur 400 Kilometer im Durchmesser, besitzt auf seiner Oberfläche einen riesigen Krater mit 130 Kilometern Durchmesser, den in der Mitte ein Zentralberg schmückt. Ich erinnere mich: Ich liege immer noch am Strand. Wiederholt zwickt mich Goethe. Es ist sein letzter Versuch, einen Sinn zu geben. Aber welcher Sinn hätte einen Sinn? Es muß doch einen Sinn geben. Das ist doch sinnfällig. Ohne Sinngebung verzweifle ich munter. Vielleicht fängt jetzt ein Regen an. Aber das gäbe erst recht keinen Sinn. So blödeln wir weiter am Strand. Ganz plötzlich bricht Dämmerung
herein. Ein Blick durch die Kamera. Kurz noch spiegelt sich die Sonne auf der
Wasseroberfläche. Wolkenlos. In dem sanften violetten Licht verschärfen sich zunehmend
die Konturen. Alles konzentriert sich im Auge auf eine zweidimensionale Erscheinung. Das
Bild wird später unwirklich erscheinen. Wie eigentlich jede Erscheinung. |
logbuch 1 |