Die persönliche Empfehlung im Monat Januar 2003
(c) by SWR 2 , Donnerstag 2. Januar 2003

nennt Hans Reul aus Eupen

in der Sendung "Liederbestenliste", Donnerstag, 02. Januar 2003,
23.00 - 24.00 Uhr im Hörfunk-Programm SWR 2


SIESTA IM VEEDEL

Brings & Gäste
aus der CD: Heimatklänge - Zehn Jahre "Arsch Huh"
Pirate Records, Nr. 5094912
Bestelladresse: Pirate Records, Melchiorstr. 50670 Köln


Montag, 9. November 1992. 100.000 Menschen aus Köln, sowie der näheren und weiteren Umgebung haben sich auf dem Chlodwigplatz zusammengefunden, um friedlich, lautstark aber auch mit leisen Tönen zu zeigen, dass ihnen die Anschläge des Herbsts 1992 in Mölln, Rostock und Solingen nicht am Arsch vorbeigehen, ihnen also nicht gleichgültig sind.

Arsch Huh, Zäng ussenander, das war das unmissverständliche Motto dieser Demonstration gegen Rassismus und Neonazis, das in einer bemerkenswert spontanen Initiative Kölner Musiker und Künstler geplant und durchgeführt wurde. Der vielbeschrieene Ruck ging hier tatsächlich durch eine ganze Szene und blieb keineswegs ein einmaliges Showevent, sondern ist in seiner Nachhaltigkeit erstaunlich, erfreulich und leider notwendig.

Im Laufe der letzten Jahre fanden etwa eine Kampagne zum Thema Zusammenleben in Köln und anderswo, eine andere zur Kommunalwahl mit dem Aufruf Arsch Huh, Wäh le jonn statt, eine Veranstaltung zu Gunsten des NS-Dokumentationszentrums in der Kölner Philharmonie und ehemaliger Zwangsarbeiter. Gerade in den letzten beiden Jahren wurden verstärkt jugendliche Schüler bei Seminaren und Workshops angesprochen.

Und jetzt zum 10. Arsch Huh-Jubiläum gibt es eine 2. CD unter dem herausforderenden und bewusst missverständlichen Titel Heimatklänge . Eine CD, auf der die Kölner Musiker ältere Lieder ihrer jeweiligen Kollegen interpretieren. Das zeugt von einer Verbundenheit und einem Respekt, der bei dem gockelhaften Gezänk einiger Popgrößen nicht alltäglich ist. Tommy Engel singt Wolfgang Niedecken, Gerd Köster Tommy Engel, Anke Schweitzer Gerd Köster, Zeltinger die Höhner, u.s.w.

Die Band Brings um die beiden Brüder Stefan und Peter entschieden sich für einen Text ihres Vaters und Liedermachers Rolly Brings, der als Hauptschullehrer das Kölsche Milieu in seiner multikulturellen Vielfalt bestens kennt, von der schönen kreativen wie der beängstigend aggressiven Seite.

Siesta em Vedel beschreibt das Viertel um den Rathenauplatz zur Mittagsstunde. Kinderwagen und Fahrräder stehen still, über den Dächern haben die Wolken geparkt, im Fernsehen laufen unsägliche Daily Talks, beim Türken nebenan klappern die Teller  Alltägliches wird hier erzählt. Auch vom Zusammentreffen der Kulturen und Erinnerungen an Stolpersteine der Geschichte.

Übrigens Arsch Huh, Zäng ussenander wurde 1993 mit dem SWF-Liederpreis ausgezeichnet.

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