„Die Sehnsucht nach Überschaubarkeit “
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FOLKER – Mai – Juni – 2010 – Seite 36 ff


Die Sehnsucht nach Überschaubarkeit

Mundart – Neue Volksmusik

Von Kai Engelke


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Künstler wie Walter Moßmann, Frank Baier, Joana, Rolly Brings, Liederjan, Thomas Felder und viele andere mischten sich auch politisch ein, ihre Lieder standen in direktem Zusammenhang mit Land und Leuten ihrer jeweiligen Region.

Denkbar wäre, dass gerade Mundart wegen ihrer Nähe zu den Menschen besonders geeignet ist, sich in gesellschaftliche Vorgänge einzumischen, politisch notwendige Inhalte zu transportieren. „Wenn man sich die Erinnerungs- und Mahnkultur wie auch die zivilcouragierte Einmischkultur der Stadt Köln ansieht“ sagt dazu Rolly Brings, „ wird man leicht feststellen, dass fast alle Lieder, die Verfolgung, Vertreibung, Krieg, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit thematisieren – aber auch die gesellschaftlichen Gegenentwürfe eines Lebens in Frieden und gegenseitigem Respekt – in kölscher Sprache geschrieben sind.“

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Und Rolly Brings mag es nicht, „wenn eine verlogene und irreführende Idylle beschworen wird“.

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Auch Rolly Brings hält den Norden und den Süden für „sprachintakter“ als den Rest der Republik. Mundart ist offensichtlich gerade dort lebendig geblieben, wo sie keine vermeintliche Unterschichtensprache war, vielmehr auch in den gebildeten Schichten gesprochen wurde.

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Auch ein Wort des Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe taugt zur Ermutigung: „Jede Provinz liebt ihren Dialekt, denn er ist doch das eigentliche Element, in welchem die Seele Atem schöpft.“

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