„Gesucht! Das kölsche Wort für Liebe
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EXPRESS – KÖLN – Donnerstag, 11. August 2011 – Seite 1 / Seite 24


Es gibt wirklich keins!


Gesucht!

Das kölsche Wort für LIEBE


Psychologe: Der Kölner tut sich mit endgültigen Bekenntnissen sehr schwer


Ausgerechnet in der Stadt mit Hätz un Jeföhl


Warum gibt es kein kölscher Wort für Liebe?


Von AXEL HILL


Köln – „Oh, oh, Katrin, ich han mich verlore, verlore an dich ...“ So besangen die Bläck Fööss ihre große Liebe. „Ich han dich jän“, „ich maach dich“ – so klingt es op Kölsch, wenn ein Herz zum anderen spricht. Aber eine kölsche Variante von „Ich liebe dich“? Fehlanzeige!


Aber wie kommt’s? Ausgerechnet hier in Kölle, wo Hätz und Jeföhl so groß geschrieben wird, fehlen „Liebe“ und „lieben“.

Im 14. und 15. Jahrhundert gab’s ’lieben’ noch als Verb“, erzählt Rolly Brings. „Aber seit dem 17. Jahrhundert gibt’s nur noch das Hauptwort ’Leevde’ – aber das wird heute nicht mehr im Alltag verwendet.“ Grund: Kölsch als Dialekt [ist arm an] abstrakten Begriffe[n]. „Da nimmt man lieber [Sprach]Bilder und [Um]schreibungen wie ‚Ich han dich zom Fresse jän’“, so Brings.

Hans Knipp, der den Text zu „Katrin“ schrieb, hat noch eine andere Erklärung: „Die kölsche Sprache ist herzlich, aber ihr fehlt das Pathos. Dadurch gibt es aber auch in den Liedern diese gewisse Schnulzigkeit nicht, die man sonst in Schlagern findet.“

So deuten die Sprach-Experten [*)] das Phänomen. Aber auch ein Psychologe wie Stephan Grünewald hat eine Erklärung, warum der Kölner nicht „Ich liebe dich“ sagt. „Mit so einem endgültigen Bekenntnis hat der Kölner es schwer“, erzählt der Autor des Buches „Köln auf der Couch“. „Sie lieben das Flirtspiel: Bützen ja, aber bitte nicht festlegen! Lieber gekonnt alles offen halten, sonst kommt man wieder in die Bredouille.“


[[*)] Zum Thema „Liebe“ schrieb Rolly Brings in der von ihm – zusammen mit Frau Dr. Christa Bhatt – 2008 herausgegebenen Enzyklopädie der Kölner RedensartenLück sin och Minsche“ (Seite 82):


Zweiter Akt – dritter Auftritt: Die Liebe


Nachdem nun Mann und Frau ihren Auftritt auf der Bühne des Welt-Theaters hatten, kommt sie, die Adams Söhne und Evas Töchter vereint und entzweit, Lust- und Trauerspiele schreibt; versteckt hinter mannigfaltigen Larven, Masken und Gewändern, als Himmelsmacht und Geisteskrankheit, Seligkeit und Hass, scharfsichtig und blind, ewig während und jäh endend, Lust und Qual: die Liebe.

Dabei ist ihr Auftritt in diesem kölschen Stück eigentlich eine Seltenheit: nicht als seelischer Zustand und Aktivität, aber – als Nomen, als Wort. Nur äußerst selten wird ihr Name in unserer kölschen Sprache ausgesprochen, und als Zeitwort, als Verbum gibt es sie gar nicht. Da sagen wir lieber, dass wir jemanden „gern haben. Woher diese Zurückhaltung, diese Vorsicht? Liegt es vielleicht an der menschlichen Erfahrung, dass nichts lange währt im Leben, und hat dieses Wissen Spuren in unserer Sprache hinterlassen?


Rolly Brings / Christa Bhatt

Lück sin och Minsche

Enzyklopädie der Kölner Redensarten

Greven Verlag Köln 2008

ISBN 978-3-7743-0407-9


Auch in seinem neuem Programm „Adam & Eva“, das er ab November 2011 mit seiner „Bänd“ aufführen wird, wird sich dem Thema „Liebe“ und „lieben“ in mehr als 20 Liedern facetten- und variantenreich, listig und hinterlistig genähert – op Kölsch, versteht sich.


Siehe: www.rollybrings.de - Termine]


Ergänzungen und Korrekturen [ ... ] : Rolly Brings

 

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