„Danke Schang!
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Neue Rheinische Zeitung – 5. Dezember 2011


Erinnerung an einen Kölner Widerständler, den die CDU aber nicht mag

Danke Schang!

Von Hans-Dieter Hey

Noch heute werden Edelweißpiraten, die dem Faschismus Widerstand geleistet haben, als Kriminelle diffamiert.

Es ist schon als großer Skandal zu bezeichnen, dass die Kölner CDU die Ehrenbürgerschaft für den am 19. Oktober verstorbenen Edelweißpiraten Jean Jülich verweigert hatte.

Umso erfreulicher dagegen ist, dass ihm so viele Kölner Bürgerinnen und Bürger mit einem großartigen Gedenkkonzert am 28. November in der Mülheimer Stadthalle die Ehre erwiesen.

Mehr als 100 Redner, Künstler und andere Aktive haben dafür gesorgt, dass das Konzert so ein Riesenerfolg wurde.

Die Familie des Verstorbenen beschloss, den Erlös des Benefizkonzertes dem Edelweißpiratenfestival zukommen zu lassen.

Schang lag das Festival sehr am Herzen, weil es das Erbe der Edelweißpiraten sehr lebendig weitergibt, insbesondere auch an die Jugend“, erklärte sie im Programmheft.

Viele erlebten Jean Jülich als Humanisten, Gewerkschafter und als einen Menschen, der immer den kürzesten Weg zu anderen gefunden hatte.

Aber auch als Karnevalisten, vor allem im Ur-Kölschen Karneval im „Blomekörvche“, behalten ihn viele in Erinnerung.

Und manch einer mochte an diesem Tag an eine [Zeile] aus dem von ihm geschriebenen Lied „Du Paradies am Rhing, Colonia“ denken, in dem es heißt:

Doch eines Daachs, dann es et wohl esu wick, dat mi Hätz nit mih pulsiert, vörbei die Zick.“

Nun ist es also vorbei, und die Gedenkveranstaltung drückte einerseits Lebensfreude aus, andererseits das Leid des Verlustes bei Freunden und Angehörigen.

So ist es eben im Leben, wie der [Sänger] Ludwig Sebus sagt:

Op einem Aug do kriesche mer, op einem Aug do laache mer“.

Peter Finkelgrün, dessen Großvater von Nazis totgeprügelt wurde, erinnert sich an Erlebnisse mit Jean Jülich.

In der Gedenkstätte der Opfer des Holocaust, Yad Vashem in Israel, werden in der „Allee der Gerechten“ Bäume für die Opfer gepflanzt, aber auch für die, die mutigen Widerstand geleistet und geholfen haben.

Dort sollten „zwei Bäume gepflanzt werden, einer für den von der Gestapo hingerichteten Bartholomäus Schink und einer für Jean Jülich“, so Peter Finkelgrün.

Er hatte ihn 1981 dafür vorgeschlagen.

1984 kam für beide die Anerkennung, aber auch für Dr. Michael Jovy, ehemaliger Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, „gegen den ein jahrelanges Hausverbot für das Auswärtige Amt in Bonn verhängt worden war, Jahre nach dem Sturz des Nationalsozialismus, gegen ihn, der wegen seiner Verurteilung wegen ’bündischer Umtriebe’ und Vorbereitung zum Hochverrat im Dritten Reich ermittelt wurde“.

Bis in die 1970er Jahre hatten das politische Establishment und weite Teile der bürgerlichen Gesellschaft in Köln versucht, die Widerständler im Dritten Reich zu diskreditieren und zu kriminalisieren.

Bis heute verstehe ich nicht, was die damaligen Oberen in der Stadt geritten hat, die wenigen Widerständler, die die Stadt aufzubieten hatte, in einer Weise zu behandeln, wie es im Falle der Edelweißpiraten geschehen ist.“

Offenbar zieht sich einiges davon bis heute hin.

Jean Jülich wird dauerhaft daran erinnern. (PK)

Neben anderen haben folgende Mitwirkende für den Erfolg der Veranstaltung gesorgt:

Ludwig Sebus

Kindertanzgruppe Jan von Werth

Memoria

Stephan Brings & Kai Engel

Rolly Brings & Bänd

Benjamin Brings & Frank Mendel

Bömmel, Hartmut und Kafi

Markus Reinhardt Ensemble

Peter Finkelgrün

Die Rheinbündischen

Holunder Singers

De Familich

Ines Rademacher

Wicky Junggeburth

Die Brausen

La Papa Verde

Schlagsaite

Helmut Frangenberg

 

 

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