Es geht Stück für Stück aufwärts
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Kölnische Rundschau – STADTTEILE – Donnerstag, 10. Oktober 2013 – Seite 40

Es geht Stück für Stück aufwärts
Emmaus-Laden in Nippes besteht seit 20 Jahren –
Essensausgabe für Bedürftige

Von CHRISTINE FORST

NIPPES. Es lässt sich kaum noch ein freies Plätzchen in dem Laden finden.
Zwischen Regalen mit Porzellan, Büchern und Haushaltsgeräten, vollen Kleiderstangen und einem Buffet mit Süßem und Herzhaftem stehen die Besucher dicht an dicht.
Selbst vor der Tür sind sowohl Stände wie Menschen.
Der Emmaus-Laden feiert 20-jähriges Bestehen.
Und selbst musikalischer Besuch ist gekommen.
Rolly Brings [und Wolfgang Klinger] spiel[en] in einer hinteren Ecke des Ladens auf.
Willi Does, Vorsitzender von Emmaus in Köln, ist stolz auf den Second Hand Laden.
"Wir nehmen hier etwa 2000 Euro im Monat ein.
Davon gehen 700 Euro Kosten wieder ab", erläutert Does.
Die Einnahmen des Ladens kommen den Projekten von Emmaus weltweit zu Gute.
"Eine unserer Mitarbeiterinnen hat ausgerechnet, dass wir seit der Eröffnung etwa 320 000 Euro eingenommen haben", sagt Does stolz, der selbst davon überrascht war.
Dabei waren die Anfänge des Ladens schwierig.
Übernommen hatte Emmaus den Laden von einem vorherigen Besitzer, der mit dem Second Hand Laden überfordert war.
"Der Laden war so vollgestopft, dass sich die Tür nicht mehr öffnen ließ", erinnert sich Does.
Eigentlich hatte der Vorbesitzer um Hilfe gebeten.
Nachdem jedoch feststand, dass es mit ein bisschen Hilfe nicht getan sei, meinten sie zu ihm, dass sie den Laden ganz übernehmen könnten.
"Er hatte sich wahnsinnig gefreut", so Does.
Auch der Laden von Emmaus hatte anfangs wenig abgeworfen.
"Wir haben uns dann mit unserem Vermieter auseinandergesetzt, ob er uns bei der Miete nicht etwas entgegen kommen könnte.
Und er war so froh darüber, wie sich der Laden entwickelt hat, dass er uns die Miete halbiert hat", schildert Does.
Seitdem geht es aufwärts.
Dabei ist das kleine Geschäft nicht einfach nur ein Laden, sondern auch eine Anlaufstelle für den kleinen Plausch in der Nachbarschaft.

Laden läuft nur übers Ehrenamt

"Inzwischen haben wir hier auch einmal in der Woche eine Ausgabestelle für Nahrungsmittel für Bedürftige", begeistert sich Does.
Denn Emmaus liegt die Hilfe für Obdachlose am Herzen.
Mit dem Verein Atlant, in dem sich russische Migranten engagieren, wird im hinteren Bereich des Lagers das Essen verteilt.
Auch für die Zukunft hat Does Pläne.
"Ich würde gerne ein oder zwei Mann fest anstellen.
Noch haben wir nur nachmittags geöffnet, was von etwa 25 Ehrenamtlichen gestemmt wird.
Dann könnten wir den ganzen Tag öffnen.
Und dann steigen hoffentlich nicht nur die Einnahmen, sondern man könnte auch etwa einer alleinerziehenden Mutter eine feste Stelle geben", sinniert Does.
Aber auch die Ehrenamtlichen sind mit Herzblut dabei.
Hilmar Wipplinger ist seit 1999 dabei.
"Ich war an Krebs erkrankt und wurde Frührentner", erzählt der 70-Jährige.
Er wurde von Rolly Brings gefragt, ob er nicht helfen möchte.
Inzwischen betreut er den Laden zusammen mit seiner Frau an einem Nachmittag in der Woche.
"Es ist schon toll, was man hier für Leute kennenlernt.
Letztens war ein ganzer Bulli voller Franzosen gekommen, die fast alle Bücher gekauft haben, weil sie in Frankreich so teuer wären.
So viele Bücher habe ich noch nie an einem Tag verkauft."
Dabei liegt ihm Handeln im Blut.
Vor seiner Pensionierung war er Werbekaufmann.

[Text unter dem Foto von FORST]:
Er lässt sich gern für die Sache von Emmaus einspannen:
Rolly Brings

 

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