Edelweißpirate
han se sich jenannt.
Wo
dat Blömche jeblöht hät, do wor Widerstand.
Edelweißpiraten
haben sie sich genannt.
Wo
diese Blume blühte, da war Widerstand.
Jean
Jülich
18.
April 1929 – 19. Oktober 2011
Leeve
Schang,
jetz
hät d’r Herrjott Dich jerofe,
weil
Du möd bes vun dä lange Reis,
un
Hä weed sage: Em Himmelsjade
es
ne Sonneplatz för et Edelweiß.
Lieber
Jean,
jetzt
hat der Herrgott Dich gerufen
weil
Du müde bist von der langen Reise,
und
Er wird sagen: Im Himmelsgarten
ist
ein Sonnenplatz für das Edelweiß.
Mer
verjesse nit: / Wir vergessen nicht:
Für unseren Freund
Jean Jülich,
Edelweißpirat,
Widerstandskämpfer
gegen das NS-Regime,
Vorbild an
Zivilcourage,
Demokrat und
Verfechter gelebter Toleranz und kölsches Original
ein letzter Gruß von
Rolly Brings &
Bänd und Freunden
Maach
et jot. Mer vermesse Dich jetz allt.
Mach
es gut. Wir vermissen Dich jetzt schon.
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Angela Spizig
Bürgermeisterin der
Stadt Köln
Köln, November 2011
Mit Jean Jülich verlor unsere Stadt einen
ganz besonderen Bürger.
Seiner Frau, seinen Kindern und
Enkelkindern gilt mein und unser Mitgefühl.
Ich werde
Jean Jülich vermissen. Wir haben gemeinsam in meinem Büro
Veranstaltungen vorbereitet und Themen besprochen, die ihm wichtig
waren. Er war ein Mahner der besten Sorte: er vergaß nie die
Verbrechen der Nationalsozialisten – und er kämpfte mit Mut und
Zivilcourage für die Demokratie. Zusammen mit seinen Freunden und
Verbündeten suchte er das Gespräch und den Austausch mit seinen
Mitmenschen, vor allem mit Jugendlichen, denen er die freiheitlichen
Grundwerte vermitteln wollte. Mit seiner offenen, positiven Art
konnte er überzeugen!
Die
Vorwürfe der Gestapo stempelten ihn aus politischen Gründen zu
einem Kriminellen ab – ein Stigma, von dem er erst 2003
rehabilitiert wurde. Jahrelang kämpfte Jean Jülich für seine
Anerkennung als Verfolgter des NS-Regimes und gegen die Vorwürfe,
kriminell gehandelt zu haben.
Unglaublich ist es noch immer für mich, dass im
demokratischen Nachkriegsdeutschland diese Aktenvermerke über
Bürger, die für die Machthaber im Dritten Reich als unliebsam und
aufsässig galten, nur durch langjährige Verfahren und gegen viele
behördliche Widerstände endgültig zu löschen waren. Das muss auch
im Fall von Jean Jülich ein unglaublicher Vorgang gewesen sein, der
ihn schwer verletzt und getroffen hat. Das konnte man bei Gesprächen
mit ihm ganz deutlich hören und spüren, und daher ist es mir
besonders in Erinnerung geblieben. Da waren auch die großen
Anerkennungen und Ehrungen nur bedingt ein Trost. Er wusste zu
differenzieren!
Ich
bewundere ihn, weil er in seiner persönliche Haltung unverändert
blieb: er wurde geleitet von seinem Gerechtigkeitsgefühl, er mischte
sich ein und er stand anderen zur Seite, wenn er gebraucht wurde! Und
es war wunderschön, mit ihm zusammen beim Edelweißpiraten-Festival
zur Gitarre zu singen.
Angela Spizig
Bürgermeisterin
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