MONHEIM (RP).
Frühmorgens zwischen 3 und 4 Uhr, wenn andere Menschen schlafen,
spaziert Liedermacher Rolly Brings ab und zu durch Köln. "Die Steine
und Gebäude erzählen Geschichten", so der 57-Jährige. Kommt er an
alten Gebäuden oder Plätzen vorbei, lässt er vor seinem geistigen
Auge vergangene Ereignisse lebendig werden. So versucht er am Messeturm
etwa, sich ehemalige NS-Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge in Holzpantinen
vorzustellen. Über solche Erlebnisse und Begegnungen mit anderen
Menschen sang Rolly Brings gestern gemeinsam mit seinen Söhnen Benjamin
(20) und Stephan (35) im Foyer der Monheimer Sparkasse an der Krischerstraße.
Ungerechtigkeiten, Fremdenhass Brings` kritische Lieder handeln
von sozialen Ungerechtigkeiten und Fremdenhass, greifen Schicksale
von Juden und Zigeunern auf.
Seine Heimatstadt Köln kommt dabei nicht immer gut weg. "Geschichte
zu ignorieren ist der schlechteste Weg, am besten ist es, sich ihr
zu stellen." Die Söhne begleiteten in Monheim den singenden Vater
auf der Gitarre und stimmten in den Refrains mit ein. Brings zeigt
sich vielseitig. In dem Lied "Kein Mensch ist illegal" sang er sogar
Türkisch. Probleme wegen der gewagten Texte habe er nicht, versichert
Brings. "Ich bekomme eher die Ermutigung, weiter zu machen." Neben
nachdenklichen Texten spielten Rolly Brings und seine Söhne auch
Heiteres. Mit einem Kasperle-Stück über eine betrügende Ehefrau
und Kinderreimen wie "Ibben, dibben, dap und du bist ab" brachte
das Trio die Zuschauer zum Lachen - ein Kontrast zur anfänglich
gedrückten Stimmung.
Autodidakten
Rolly Brings ist schon seit der Kindheit ein begeisterter Musiker.
"Wir spielten zu Hause auf Mandoline und Gitarre Stücke von Brecht,
Heine und Tucholsky", erklärt er. Bis auf Benjamin, der eine Gitarren-
und Bass-Ausbildung hat, sind die Brings alle Autodidakten. Musik
ist für Rolly Brings längst mehr als ein Hobby. Selbst in seinen
Berufsalltag hat er sie integriert. Brings ist Lehrer für Deutsch,
Englisch, Geschichte und Politik an einer Gesamtschule in Weilerswist.
Und dort leitet er eine Arbeitsgemeinschaft Band und Chor. Von STEFANIE
HODEL
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