Abschlusskonzert der Humba-Edelweißpiraten-Tour
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(c) by Kölner Stadt-Anzeiger - Nr. 203

 

Dienstag, 31. August 2004
Quer durch Köln Kultur:
Musik in Kirchen und Kneipen

IRANISCHE SÄNGER UND KÖLSCHE TÖN Nach vier Open-Air-Konzerten endete die "Humba-Edelweißpiraten-Tour" in einem Schrebergartengelände Von Norbert Ramme Sülz - In der Schrebergartenkolonie "Kletterrose" wurde gesungen und geschunkelt. Die aus dem Iran stammenden Sänger und Musikanten der Band JABALAX sangen zu den Kängen des kölschen Trios SAKKO KOLONIA "Sach ens Blootwoosch". Und einige hundert Zuhörer klatschten dazu den Takt.

"Solch ein Zusammenspiel macht die besondere Atmosphäre eines HUMBA-Konzertes aus", sagte JAN KRAUTHÄUSER, der Sprecher des HUMBA-EFAU, einem lockeren Zusammenschluss Kölner Musiker und Kollegen aus aller Welt, die hier heimisch geworden sind. Thematisch standen die Lieder und die Geschichten der EDELWEISSPIRATEN im Mittelpunkt. Jener Gruppe von Jugendlichen, die sich während der Nazizeit im gesamten Stadtgebiet in Parks und auf Plätzen trafen, um zu singen und zu musizieren, zu flirten und von besseren Zeiten zu träumen. Obwohl einige in den Untergrund gingen, um aktiv Widerstand gegen die Naziherrschaft zu leisten und nachweislich politisch verfolgt wurden, ist der Widerstandscharakter der Bewegung bis heute bei den Behörden immer noch umstritten. "Durch diese Thematik hat die Konzertreihe deutlich an Inhalten gewonnen: Nun geht es um Partymusik und politischen Anspruch", sagt JUPP SCHMIDT, der Leiter der KÖLSCHAKADEMIE, die genau wie das NS-DOKUMENTATIONSZENTRUM zu den Organisatoren zählte.

So wurde neben dem Kletterrose-Gelände (SCHMIDT: "Bei dem Verein sind wir in jedem Jahr") vor allem dort gesungen, wo sich einst die EDELWEISSPIRATEN trafen: im Volksgarten, im Friedenspark und im Königsforst. Als Zeitzeugen berichteten jeweils MUCKI KOCH, JEAN JÜLICH oder PETER SCHÄFER von ihren Erlebnissen und stimmten Wander-, Seemanns- und Spottlieder aus dem Repertoire der EDELWEISSPIRATEN an. Dazu musizierte die Combo um den aus Guinea-Bissau stammenden Sänger CARLOS ROBALO, das MENSCHENSYNPHONIEORCHESTER und Liedermacher ROLLY BRINGS, der einen Text von JEAN JÜLICH vertont hatte:

"Ich ben en Kölle opjewaaße, ävver en d'r Sot. Ming Ahle wore nit vun Adel, ohne Jeld, doch jot. Riche Puute hatte Pluute, immer akkurat. Ich hatt en Botz un nor ei Hemb, denn ich wor en Krat."

Protest mit umgedichteten Liedern Neben Volksliedern der traditionellen Art wie

"Wir lagen vor Madagaskar" und "Jenseits des Tales"

sangen die Edelweißpiraten von fernen Ländern ("Es war in Shanghai") und umgetextete Versionen bekannter anderer Melodien. So in

"Junkers Kneipe":
"Hei, wo die Fahrtenmesser blitzen und die Hitlerjungen flitzen,
und die Edelweißpiraten hintendrein.
Was kann das Leben und denn noch geben?
Wir wollen frei von Hitler sein."

"Hohe Tannen" wurde umgedichtet zu:
"Hohe Tannen weisen die Sterne.
Über der Isar springender Flut liegt
ein Lager der Edelweißpiraten.
Doch du, Eisbär, schützest es gut.
Höre, Rübezahl, was wir dir sagen:
Die bündische Jugend ist nicht mehr frei.
Schwingt den Spaten der Edelweißpiraten,
schlagt die Hitlerjugend entzwei."

Auch die "Wilden Gesellen" erhielten eine neue Strophe:
"Verfolgt und verraten, vom Kerker bedroht,
Freiwild für die Gestapo-Schergen.
Zerfetzt und zerschossen die Fahne,blutrot,
sie ging mit durch Tod und Verderben.
Wir waren Verräter an Hitlers Staat,
und wir sind stolz auf unsere Verbrechen."

EIN BUCH ZUR AUSSTELLUNG
"Von Navajos und Edelweißpiraten. Unangepasstes Jugendverhalten in Köln 1933-1945" nennt sich eine Ausstellung, die am 17. November im NS-Dokumentationszentrum (El-De-Haus) wieder aufgenommen wird. Dokumentiert werden Gruppen von Jugendlichen, die es - aus oft sehr unterschiedlichen Gründen - ablehnten, sich dem Alleinvertretungsanspruch der "Hitlerjugend" unterzuordnen. Zur Eröffnung der Ausstellung (bis 20. Februar 2005) soll ein Buch mit einer CD zur Liedkultur der Edelweißpiraten veröffentlicht werden. (NR) n.

 

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