BRINGS' POESIE AUF KÖLSCH UND HOCHDEUTSCH Landpresse-Verlag
bringt einen gelungenen Sammelband des Liedermachers heraus Der Autor
unterrichtet an der Gesamtschule Weilerswist
"De halve Naach lijje ich allt waach /
Ming Zung es schwer, de Schnapsfläsch leer /
Wie Blei ming Bein: Ich ben allein."
Dieser Ausschnitt aus dem wehmütigen Liebeslied "Ävver nor,
wenn du et wirklich wells" des kölschen Liedermachers Rolly Brings ist
nur eine Facette der Werkschau aus 30 Jahren Schaffen, die der Weilerswister
Verlag Landpresse vorgelegt hat. Gesammelte Texte aus den Jahren 1971
bis 2002 dokumentieren die inhaltliche und stilistische Vielfalt des produktiven
Autors.
Alltägliche Beobachtungen, politische Statements, Geschichten von Liebe,
Freundschaft und Nachbarschaft wechseln sich mit Kunstbetrachtungen, Balladen
und Satiren ab. Brings gelingen dabei außerordentlich poetische Texte,
die durch die liebevolle, zweisprachig kölsch-hochdeutsche Ausgabe wunderbar
zur Geltung kommen.
"Nohbersch, /
woröm sühst du su möd us? /
Nohbersch, /
woröm säste keine Jroß?"
etwa ist ein balladenartiger Text, der für das Achtgeben aufeinander im
Alltag plädiert. Immer wieder setzen sich die Texte intensiv mit politischen
Themen auseinander, sei es alltäglicher Rassismus, Papst-Besuch in Köln,
Wettrüsten oder eine Hommage an Nelson Mandela. Besonders gelungen sind
die Kunst-Miniaturen, die der Lehrer der Weilerswister Gesamtschule über
berühmte Werke im Kölner Museum Ludwig verfasst hat. Die Bilder sind in
der Ausgabe mit abgedruckt, so dass man Brings' kluge Bildbetrachtungen
selbst noch einmal nachvollziehen kann, etwa bei Werken von Roy Lichtenstein,
Georg Baselitz oder René Magritte.
Über Heinrich Hoerles Bild "Masken" (1929) heißt es
"Maske. Larve. Mummeschanz. /
Schleier. Spetzhöt. Äschedanz. /
(...) /
Büttered un Nazi-Jef. /
Ärme Jeck em Würjejreff " -
so präzise und doch locker-elegant bringt Rolly Brings seine Dichtung
auf den Punkt.
Jupp Schmidt, der im Namen der "Akademie för uns kölsche Sproch" als Herausgeber
das Vorwort beisteuerte, bezeichnet die Sammlung als "Chronik der großen
geschichtlichen Ereignisse und kleinen privaten Begebenheiten im Zeitraum
einer Generation". Dass diese Chronik ein unterhaltsames Lesebuch geworden
ist, liegt mit Sicherheit auch an der guten Portion "kölsch Hätz". (Bildunterschrift:
Heinrich Hoerles "Masken" (1929) regten den Autor Rolly Brings zu einer
gelungenen Kunst-Miniatur an. Bild: Museum Ludwig)
LESUNG MIT MUSIK Wer die Texte von Rolly Brings' eigener Stimme hören
möchte, hat dazu am Freitag, 1. Oktober, um 20 Uhr Gelegenheit. An diesem
Abend liest der Autor im Euskirchener Alten Rathaus höchstpersönlich aus
seinem Buch, musikalisch begleitet von ihm selbst sowie von Benjamin Brings
und Wolfgang Klinger. (cba)
ROLLY BRINGS: "Och dat, mi Hätz, es kölsch / Auch das, mein Herz, ist
kölsch" Gesammelte Texte 1971 bis 2002 herausgegeben von der Akademie
för uns kölsche Sproch Landpresse Weilerswist 2004 512 Seiten, zahlreiche
farbige Abbildungen ISBN 3-935221-28-X 17,- Euro
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