Ehemalige Schüler der Gesamtschule Weilerswist spielen mit
im Film "Edelweißpiraten". Überlebende Edelweißpiraten Fritz Theinen und
Jean Jülich waren Gäste der IGS Weilerswist: Jean Jülich zuletzt im Dezember
2003 bei der ArGe Kultur "fifty-fifty".
Kölner Stadt-Anzeiger - Nr. 18 - Samstag / Sonntag, 22.
/ 23. Januar 2005 KULTUR 33
Ein Film gegen den Makel der Kriminalität
Die Berlinale zeigt "Edelweißpiraten" von Niko und Kiki von Glasow.
Von Günter Werz
Kriegsende in Köln, Trümmerwüste, Bombenhagel, brennendes
Inferno: Wie inmitten der Unmenschlichkeit die jungen "Edelweißpiraten"
aktiven Widerstand gegen das NS-Regime leisteten, dies soll sich am Berlinale-Kinotag
(13.2.) innerhalb der Reihe "Perspektive" erstmals im Gedächtnis der Gäste
der Berliner Filmfestspiele verankern.
Die 95 Minuten lange filmische Hommage der bis heute vielfach keineswegs
unumstrittenen Helden aus Ehrenfeld dürfte nach über sechzig Jahren den
Kölner Kämpfern gegen die Nazi-Diktatur eine Art von später Rechtfertigung
bringen: ein beeindruckender Film von Niko und Kiki von Glasow, der lange
unsichtbar blieb und immer noch nach einem Verleih sucht, erlebt seine
Premiere. Was in Berlin Journalisten als Voraufführung erlebten, bewegt:
Zu sehen sind harte, oft bis an die Grenze des Erträglichen gehende Szenen
schlimmer Gestapo-Methoden, Rettungsaktionen für jüdische KZ-Häftlinge,
ein üppiges Widerstandspanorama der Kölner Straßen- und Häuserkämpfe mit
der Hitler-Jugend und inmitten darin die Liebe des KZ-Flüchtlings Hans
Steinbrück zu Cilly Serve: Anna Thalbach in einer Glanzrolle als Mutter
und Widerstandskämpferin im Strudel ihrer eigenen Gefühle.
In Berlin fragten Filmkritiker, warum der Film noch immer nicht in den
Kinos läuft. Er könne veranschaulichen, wie gerade Kinder aus dem Arbeitermilieu
ihren Protest formulierten - angesichts der Flut von Filmen über Widerstandskämpfer
eine notwendige Ergänzung, wenn nicht sogar ein unbedingtes Muss. Was
die von Glasows nach den tatsächlichen historischen Ereignissen in ihrem
Spielfilm geschaffen haben, dürfte auch ein Tor zur längst überfälligen
Rehabilitierung der "Edelweispiraten" aufstoßen - junge unbeugsame Menschen,
deren Angehörige heute vielfach noch gegen den Makel ankämpfen müssen,
sie seien vorwiegend Kleinkriminelle gewesen.
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