Kölnische Rundschau – Samstag, 21. Oktober 2006Kölsches Kompendium VON HANNA STYRIE Weilerswist
/ Köln. Wo wäre die Vorstellung eines Lyrikbandes mit dem Titel
47&11 – Echt Kölnisch Lyrik“- wohl besser platziert als
im gleichnamigen Traditionshaus in der Glockengasse? Und da Ralf Liebe - in dessen Verlag "Landpresse"
das Buch erschienen ist - und Herausgeber Axel
Kutsch außerdem den Buchdeckel im türkis-goldenen Look des
Kölnisch-Wasser-Herstellers gestaltet haben, öffnete der ihnen für die
Präsentation gern die Pforten. Jede Menge Reibungsfläche bot die Domstadt den
Autoren des Buches. Und nicht weniger als 47 Gedichte lebender Dichter
sowie elf Poeme bereits verstorbener Schriftsteller hat Axel Kutsch letztlich in dem Kompendium versammeln
können; die Klammer dazwischen bildet das deftige kölnisch-wienerische
Schimpfduett von Gerhard Rühm. Der Titel der Anthologie habe sich fast aufgedrängt,
meinte Kutsch,
schließlich gehöre das Duftwasser zu Köln wie der Dom, der Karneval und
der Klüngel. Entsprechend lassen sich die Autoren über diese
Themen aus - aber auch über die Kunst, die Kölner Brücken, den Rhein,
über einzelne Stadtteile und Straßen. Die Riege der "47&11" -Autoren
reicht dabei von Jürgen Becker
über Karl Otto Conrady
bis hin zu Lutz Rathenow.
Axel Kutsch hatte
kaum Mühe, sie für das Buch zu gewinnen; schließlich gibt es nur wenige
Städte, in denen sich der Erzählstoff so aufdrängt wie in Köln. Ergänzt
werden die Gedichte durch Prosatexte, unter denen sich manches zusätzliche
Kabinettstückchen findet. Fingerspitzengefühl war zudem bei der Auswahl
der Kölschen Klassiker vonnöten, denn hier stand Kutsch nach eigener Aussage "ein Füllhorn
von Möglichkeiten" zur Verfügung. Klar, dass der große Spötter Heinrich Heine, der sich in Köln an Rheinwein
und Eierkuchen labte, ebenso wenig fehlen darf wie Trude Herr und Heinrich Böll. Bei der Buchvorstellung wurde nun eine Reihe
anregender Kostproben offeriert, die Amir
Shaheen, Stan
Lafleur, Rolly
Brings und Axel Kutsch zum Besten gaben.
Ironische, bissige, melancholische, poetische und vergnügliche Beiträge
fügen sich in der jüngsten "Landpresse"- Publikation zu einer
Pflichtlektüre für Köln-Fans und solche, die es werden wollen. Liebeserklärungen sind übrigens Mangelware.
" Es ist nicht einfach, Köln zu lieben", meinte Rolly Brings mit entwaffnender Ehrlichkeit. Eine
der wenigen hat Shaheen
verfasst - und mit "Ihrefeld" ist Stephan
Brings fast ein Heimatlied gelungen. Wie gut sich kölsche Texte für eine Vertonung
eignen, bewiesen Brings
bei Rich Schwabs
"Et räänt en d’´r Rhing". Auch Heinrich
Bölls "Köln I" kam in der kölschen Vertonung zu
neuen Ehren. Ganz wunderbar sind Markus Peters’- düsteres Köln-Porträt,
Axel Kutschs "Rheinland
erwache" und Rolly Brings`’
kölsche Ode "Och dat, mi Hätz, es kölsch". Letztlich vermitteln 58 Köln-Gedichte ein ebenso
erhellendes wie erheiterndes Bild der Stadt und setzen poetische Duftmarken,
die so facettenreich sind wie die Metropole selbst. 47&11 - Echt Kölnisch Lyrik Hrsg. von Axel Kutsch Verlag Landpresse 20,- Euro |