„ Und doch eine Liebeserklärung"
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Kölner Stadt-Anzeiger -Nr. 265 -Donnerstag, 15. November
2007 -Quer durch Köln
Und doch eine Liebeserklärung
Zur Lyrik wurde auch geschunkelt„"Echt Kölnisch Lyrik" erheiterte die Gäste bei einer
Autorenlesung im Gymnasium Rodenkirchen. VON ULRIKE SÜSSER
Rodenkirchen
- Nun ist das Musikzimmer im Gymnasium Rodenkirchen nicht gerade ein stimmungsvoller
Ort, und ein wenig gastfreundlicher hätte die Veranstaltung ruhig vorbereitet
sein können. Doch die Dichter und Musiker, die sich zum lyrischen Abend
versammelt hatten, ließen sich von der nüchternen Raumatmosphäre wenig
beeindrucken. Auch das Publikum war in guter Stimmung, und der intime
Kreis genoss ganz offensichtlich die heitere, musikalisch umrahmte Autorenlesung
unter dem Titel "47&11- Echt Kölnisch Lyrik". Zum Schluss
hakte man sich sogar unter, schunkelte und stimmte "in echt kölnischer
Manier" sangesfreudig in den Refrain ein, den Rolly
Brings und Freunde
vorgaben. „"47&11- Echt Kölnisch Lyrik"
ist ein Gedichtband, der im vergangenen Jahr im Verlag
Ralf Liebe erschienen ist. Jetzt gibt es dazu das Taschenbuch.
Quasi als Premierenfeier veranstaltete der Literaturkreis des "Forums Rodenkirchen" die Autorenlesung.
In dem Buch werden liebevoll aber auch kritisch die wesentlichen Facetten
Kölns unter die Lupe genommen, als da sind "Rhein, Dom, Karneval,
Klüngel und Veedel“". So drückte sich zumindest Axel
Kutsch aus. Er ist Autor und Herausgeber des Buches, das von
der Optik her stark an das weltbekannte Duftwasser erinnert. „"Reine Lobeshymnen auf die Stadt
sind selten und anbiedernde Heimattümelei sucht man vergebens", sagte
Axel Kutsch. "Echt Kölnisch Lyrik"
sei eine Anthologie mit Ecken und Kanten. Doch scheinen selbst die düsteren
Texte irgendwie Liebeserklärungen an die Stadt zu sein. Neben Axel Kutsch rezitierten die Autoren Amir Shaheen sowie der Brinkmann-Preisträger
Stan Lafleur, Markus
Peters und Rolly Brings. Sie lasen ihre eigenen Verse,
trugen aber auch Klassiker von Goethe
und Heine vor. Das Kompendium
enthält insgesamt 47 zeitgenössische lyrische Texte, so von Rich Schwab, Trude Herr und Achim Wagner,
sowie elf Köln-Klassiker von Verfassern vergangener Jahrhunderte, darunter
Goethe, Heine
und Celan. In den Begleittexten
beschreiben die zeitgenössischen Autoren ihre Beziehung zur Stadt, ihre
Liebe und Hassliebe. Zum Auftakt des Abends las Rolly Brings "Deutschland - Ein Wintermärchen"
von Heinrich Heine: "Doch
siehe! Dort im Mondschein den kolossalen Gesellen! Er ragt verteufelt
schwarz empor. Das ist der Dom von Cöllen. Er sollte des Geistes Bastille
sein, und die listigen Römlinge dachten: In diesem Riesenkerker wird die
deutsche Vernunft verschmachten!" Mit seinem eigenen Gedicht "Och
dat, mi Hätz, es kölsch" erinnert Rolly
Brings an die NS-Zeit: "Ming Stadt hät d´r Plack."
Es gibt auch die hochdeutsche Übersetzung dazu. Axel Kutsch
(Hg), 47&11 - Echt Kölnisch Lyrik, Verlag
Ralf Liebe, Weilerswist, 144 Seiten, 9,80 Euro. |