„ Lieder als verbindendes Element“
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Kölner Stadt-Anzeiger – Montag, 12. Juli 2010 – Köln – Seite 27


Lieder als verbindendes Element


FESTIVAL Ehemaliger Edelweißpirat Jean Jülich als Ehren­bürger vorgeschlagen


VON CLAUDIA HAUSER


Sein Platz ist auf der Bühne. Jean Jülich, der von allen nur „Schang“ ge­nannt wird, ist auch mit 81 Jahren mit ganzem Herzen der Edelweißpirat, der er schon als 14-jähriger Junge war. Damals sang er mit Gleichgesinnten Fahrtenlieder im Beethovenpark in Sülz – am Lagerfeuer und mit Gitarren. Und auch am Sonntag greift er immer wieder zu Mikrofon und Gitarre, um die alten Stücke zu singen. „Die Lieder waren das verbindende Element“, sagt er. Das Romantische und Unangepasste begeisterte ihn.

Unangepasste Musik ist auch die Leidenschaft der Musiker, die beim sechsten Edelweißpiratenfestival im Friedenspark auftreten. Auf Wiesen und in lauschigen Nischen treten unter anderem Liedermacher wie Rolly Brings, Tim Plus und Yopi auf. Mit Streicher-Arrangements und melan­cholischen Stücken liefern „Who is afraid of the big bad wolf“ mit ihrem Sänger Wolfgang A. Noethen den Gegenpol zu blauem Himmel und Sommerhitze. Die Chupacabras locken die Besucher am frühen Abend schließlich aus dem Schatten und schaffen es mit ihrem Mix aus Samba, Hip-Hop und Reggae tatsächlich, etwa 500 Leute zum Tanzen zu bringen – bei 37 Grad.

Rund 8000 Besucher haben das Festival im Laufe des Tages besucht. Laut Veranstalter Gottfried Schweitzer können die ehemaligen Edelweißpira­ten Jugendlichen noch heute zeigen, „dass man selbst unter schwierigsten Bedingungen eigene Kulturen schaffen kann“.


Antrag bereits gestellt


Jean Jülich ist sich angesichts der vielen Besucher sicher, „dass es weiter­geht, selbst wenn wir Edelweißpiraten nicht mehr sind“. Bezirksbürger­meister Andreas Hupke spricht sich auf der Bühne dafür aus, dass Jülich zum Ehrenbürger ernannt wird. Einen entsprechenden Antrag hat Rolly Brings bereits gestellt. Oberbürgermeister Jürgen Roters verspricht, sich im Rat dafür stark zu machen. Jean Jülich selbst bleibt gelassen: „Das müssen andere entscheiden“, sagt er. „Ich habe nicht das Geld, ein Museum zu stiften – aber ich wäre der erste Ehrenbürger zum Anfassen.“


Das Buch „Gefährliche Lieder – Lieder und Geschichten der unangepass­ten Jugend im Rheinland 1933-1945“ ist im Emons-Verlag erschienen und kostet 19,95 Euro.


www.edelweisspiratenfestival.de


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