Ein singendes Original in der Sackkarre
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Kölner Stadt-Anzeiger – KÖLN – Dienstag, 14. September 2010 – Seite 25


Ein singendes Original in der Sackkarre


EHRUNG Eine Revue für den Edelweißpiraten und Karnevalis­ten Jean Jülich – Politik streitet um Ehrenbürgerschaft


VON HELMUT FRANGENBERG


( ... ) Wer nun bei einer „Jean Jülich Revue“ eine Neuauflage des „Edelweißpi­raten-Festivals“ erwartet, täuscht sich. Die Zeit als Jugendlicher in der NS-Zeit kommt nur mit einem Lied von Rolly Brings vor. Auch von anderen Sorgen und Problemen, die immer wieder sein Leben beeinflussten, wird wenig die Rede sein. „Es soll ein lustiger und unterhaltsamer Abend werden“, verspricht Jülich, der längst die Regie der kleinen Zeitreise mit Musik, Text und Filmeinspielun­gen übernommen hat.

Die Anekdoten und Geschichten aus seinem Leben sind mehr als Abend füllend, so vieles hat er erlebt und gemacht. Er ist Ex-Büdchenbesitzer, ehemaliger Wirt und Schiffsgastronom, Ex-Präsident der KG Alt-Severin und Pionier der Tanz­gruppen-Akrobatik im Fastelovend („Bei mir flogen die Mädchen schon, da ha­ben andere Tanzgruppen noch geschlafen“), amtierender Präsident der Ein-Mann-Karnevalsgesellschaft „Die löstige Eins“ oder Vertreter im Ruhestand, der einst versuchte, Waschmaschinen an Nonnen zu verkaufen („Beten Sie drei Vater unser, dann ist alles sauber“). Vor allem war und ist Jülich jedoch einer, der bei unzähligen Veranstaltungen die Begegnung mit Jugendlichen sucht, um bei ihnen als Zeitzeuge der NS-Zeit für Engagement und politisches Interesse zu werben.

All das sind auch Gründe, die zur Zeit hinter verschlossenen Rathaus-Türen dis­kutiert werden, wenn es um die Frage geht, ob Jean Jülich Ehrenbürger Kölns werden soll. Oberbürgermeister Jürgen Roters unterstützt die Idee, will aber eine breite Mehrheit im Stadtrat, die noch nicht in Sicht ist. SPD, Grüne, FDP und Linke würden wohl mitmachen. Die CDU tut sich dagegen schwer, heißt es. Hier wirkt unter anderem die oft absurde Debatte über die historische Einord­nung der „Edelweißpiraten“ nach, die sich in der NS-Zeit nicht anpassten.

Bei der Revue ist das Thema „Ehrenbürgerschaft“ tabu; Wolfgang Anton soll sich jeden Bemerkung verkneifen, und auch Jülich selbst will zu diesem Thema nicht viel sagen außer: „Ich wäre der erste Ehrenbürger zum Anfassen.“

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