„Ausgelassener kölscher Totentanz“ |
Kölner Stadt-Anzeiger – QUER DURCH KÖLN – Donnerstag, 17. März 2011 – 40
Ausgelassener kölscher Totentanz
KONZERTABEND Sänger Rolly Brings leistete mit seiner „Bänd“ musikalische Trauerarbeit
VON HERIBERT RÖSGEN
Neuehrenfeld. Auch für den Karneval gilt: „Niemals geht man so ganz.“ Von der Decke des Saales hingen auch eine Woche nach Aschermittwoch [und in Erwartung des Purim-Festes in einer Woche] ein paar Faschingsgirlanden und Rolly Brings sang in breitem Kölsch vom Nubbel. Der „Kölsche Totentanz“, mit dem der Liedermacher erstmals im Jüdischen [Wohlfahrtszentrum] an der Nußbaumerstraße auftrat, bot jedoch schwer verdauliche musikalische Kost. Lieder vom Älterwerden und vom Sterben, Abgesänge auf Verstorbene – wehmütig, bitter und sarkastisch. „Keine Sorge“, versicherte Rolly Brings den Zuhörerinnen und Zuhörern, „es bleibt nicht den ganzen Abend so ernst.“ Diese Bemerkung, dass es später noch „karnevalesk“ zugehe, klang dann aber – nach der XXL-Session – auch wieder ein wenig nach Drohung. Doch Rolly Brings, der immer wieder auch seine Motive für einzelne Songs erläuterte, zeigte sich überzeugt, dass es zum kölschen Wesen gehört, wenn bei Begräbnisfeiern die Ausgelassenheit überwiegt. Tod und der Genuss von Alkohol werden in seinen Liedern ohnehin oft in einem Atemzug genannt. Bei Rolly Brings wird der Bierdeckel, auf dem der Getränkekonsum notiert wird, zum Sinnbild für das Tun jedes Sterblichen, wenn er singt: „Dä jroße Weet, dä nimmp nor cash. Un dinge Deckel, dä nimmste met es de Kess.“
[Text unter dem Foto von Rösgen:] Rolly Brings (M.) musizierte mit der “Bänd” Wolfgang Klinger und Helmut Kraus (r.)
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