„Damit das Kölsche nicht verschwindet“ |
Kölnische Rundschau – KÖLN – PERSÖNLICH – Freitag, 27. Januar 2012 – Seite 35
INTERVIEW
Damit das Kölsche nicht verschwindetRolly
Brings übersetzt mit seinem Sohn Stephan Brings einige
Grimm’sche Märchen ins Kölsche. Verena Schüller sprach
mit ihm über das Buchprojekt. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Märchen zu übersetzen? Ich habe
eine große Bibliothek, hinter der ein Wasserrohr verläuft, das nun
repariert wurde. Ich fand beim Ausräumen etwas, von dem ich gar
nicht mehr wusste, dass ich es geschrieben hatte. Märchen wie das
von dem Mariechen und seinem Fischer in Niehl aus den 50er Jahren. Wie treffen Sie Ihre Auswahl? Wir
befragen ganz viele Leute. Jeder kann mir eine Mail mit seinen
Wunsch-Märchen schreiben (rollybrings@netcologne.de)
Die 30, 40 bekanntesten werden sicher dabei sein, aber auch ein paar
Unbekannte. Wir planen, dass das Buch im Herbst 2013 im Greven
Verlag plus CD erscheint – und dann wollen
wir natürlich Lesungen machen. Wie übersetzen Sie denn? Wir
übersetzen eins zu eins. Die Unebenheiten, die die Grimms glatt
bügelten, wollen wir durch Kommentare auffangen. Märchen spiegeln
Jahrhunderte lange Schicksale und Erfahrungen der kleinen Leute
wider. Und das alles in Kölsch? Ja,
bei der Bildsprache kann man richtig aus dem Vollen schöpfen.
Märchen wurden ja ursprünglich auch im Dialekt weitererzählt. Und
selbst wer nicht so sattelfest im Kölschen ist, versteht die Worte,
wenn er das Märchen kennt. Was möchten Sie mit der Übersetzung bewirken? In der Diskussion um das Aussterben unserer Sprache aktiv ein positives Zeichen setzen. Lest es den Kindern im Kindergarten und in der Schule vor! Wir hoffen, dass das Kölsche dadurch etwas weniger verschwindet. Ich fürchte aber, dass das ein blauäugiger Wunsch ist.
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