„Und immer wieder lockt das Weibliche“ |
Rundschau Rhein-Sieg – Mittwoch, 14. März 2012
Und immerwieder lockt das Weibliche
Benefizkonzert von Rolly Brings & Bänd für den Hennefer Hospizverein Lebenskreis Von PETER LORBER
Hennef. Neben begeistertem Schlussapplaus nahmen "Rolly Brings & Bänd" vor allem die Sympathien von ihrem Benefizkonzert für den Hennefer Hospizverein Lebenskreis mit zurück in die Domstadt. Die Barden haben offenbar ein Herz für Imis, denn ihr Mitsing-Heft zum Thema "Adam & Eva" wies neben der Version in Kölsch-Platt eine sorgfältig ins Hochdeutsche übersetzte aus. Die wurden von vielen Gästen in der Meys Fabrik gerne zu Rate gezogen, um die durchweg komplexen Texte, fast alle in Mundart vorgetragen, zu deuten. Aber auch, um den exakten Wortlaut der Refrains zu identifizieren, die fleißig mitgesungen wurden. So fühlten sich die Protagonisten wohl mit ihrem zuverlässigen Chor, wie Frontmann Rolly Brings immer wieder unterstrich. In jovialer Art plauderte dieser aus dem Nähkästchen, kein bisschen aufgesetzt: Hintergründiges, Lyrisches, Geschichtliches, Geplauder über die Familie, aber auch Derbes mischten sich zu einem kurzweiligen Ganzen. In ihrem "Singspill met nüng Bilder" förderten Brings, Helmut Kraus (Bass / Gesang) und Wolfgang Klinger (Gitarre / Gesang) Erkenntnisse zutage, die, ausgehend vom ersten Bild "Ne janz fromme Anfang" bis zum finalen "Frau bliev Frau" alle Facetten der Zweierbeziehung, aber auch die des Milieus ausleuchteten. Auf hohem und variantenreichem musikalischen Niveau malten die Lieder in kraftvollen Farben ein Stück Kölner Lebensart, wobei Brings die Bildhaftigkeit durch den schroffen Kontrast seiner Worte aus tiefschwarz und gleißend weiß steigerte, so als liefe an der Bühnenrückwand das Besungene als Film über eine Leinwand. Das erinnerte in der Diktion an keinen Geringeren als an Charles Bukowski, mit dessen persönlicher Genehmigung er das "Wie d'r Rauch" adaptieren durfte, das zu den Glanzlichtern des Konzerts gehörte. Die sprachgewaltige Ausgestaltung der Songs implizierte freilich Zartes und Weiches wie Unverblümtes, das für manchen Besucher an der Grenze zum Anzüglichen gelegen haben dürfte, etwa beim "Minne-Leed" mit seiner überdeutlichen Illustration des Liebesspiels. Das glättete Brings nicht nur mit seinen Überleitungen, sondern ließ deutlich werden, dass dies ebenso zum Gesamtbild gehört, wie die ersten beiden Blöcke, in denen er zum Beispiel in "Besoffe vun dir" mit zärtlicher Hingabe eine kleine Tochter besang. Im finalen Bild "Frau bliev Frau" fand er mit "Oldie-Night" zu einer nicht minder herzenswarmen Verehrung der Partnerin, die er aufforderte, sich mit ihm ins Glück zu träumen. Zwischen diesen fast romantischen Blöcken gab es Sarkastisches in der Abteilung "Kodde Wiever …" mit "Et ahle Wiev vum Ihrefeld", das beim Versuch, den Mann zu ertränken, selbst in den Rhein stürzt. In "Casablanca" indes schwächelt der Macho, als ihn das Selbstmitleid wegen einer beendeten Beziehung auffrisst und er nicht so cool wie der Leinwandheld Humphrey Bogart sein kann.
[Text unter dem Foto von LORBER:] Zwischenmenschliches war das Thema des Benefizkonzertes von Rolly Brings und seiner Bänd in der Meys Fabrik.
|