„Prominente sammeln für EL-DE-Haus“
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Kölner Stadt-Anzeiger – KÖLN – Donnerstag, 15. März 2012


Prominente sammeln für EL-DE-Haus


NS-DOKUMENTATIONSZENTRUM

Bethe-Stiftung will eingegangenes Geld für ein Geschichtslabor vordoppeln


VON RAINER RUDOLPH


Für das NS-Dokumentationszentrum geht ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. Nach dem Auszug einer Galerie stehen der Einrichtung künftig 1000 Quadratmeter mehr zur Verfügung. Zentrale Einrichtung des erweiterten Museums soll ein „Pädagogisches Zentrum“ werden, das zum Lernen durch eigene Aktivitäten anregen soll.

Um das Geld für das ungewöhnliche Projekt aufzubringen, werden Künstler wie Wilfried Schmickler und Renan Demirkan in den kommenden Wochen die kompletten Einnahmen ihrer Sonderveranstaltungen für diesen Zweck zur Verfügung stellen. Auch die Kölner Bürger sind aufgerufen zu spenden. „Die Stiftung – Erinnern ermöglichen“ hat zugesagt, alle Spenden bis zu einem Höchstbetrag zu verdoppeln.

Über die Aktion „Köln x 2“ wachen prominente Schirmherren wie Oberbürgermeister Jürgen Roters, Prof. Alfred Neven DuMont, Herausgeber des „Kölner Stadt-Anzeiger“, Stadtsuperintendent Rolf Domning und Katholikenausschuss-Vorsitzende Hannelore Bartscherer. „Unsere Botschaft muss sein, dass die Kölner Bürger das NS-Dokumentationszentrum und den Kampf gegen den Rechtsextremismus unterstützen“, sagte Oberbürgermeister Jürgen Roters.

Auch die teilnehmenden Künstler betonten, wie wichtig ihnen das Projekt ist. Rolly Brings, Musiker, Autor und ehemaliger Lehrer, hat mit Hunderten Schülern das EL-DE-Haus besucht, in dem die Zeit des Nationalsozialismus in Köln dargestellt wird und machte die Erfahrung, „dass hinterher ein anderer Ton in den Klassen herrschte“. Wilfried Schmickler rief dazu auf, massenweise zu seiner Eröffnungsveranstaltung zu kommen: „Sollte der Saal überfüllt sein, kann man sein Geld auch so abgeben.“

Wie Werner Jung, Leiter des NS-Dokumentationszentrums, erläuterte, hatte der Rat schon vor der Finanzkrise im Jahr 2008 „eine seiner weisesten Entscheidungen“ getroffen und 380 000 Euro für die Umbaukosten im Haushalt bereitgestellt. Das jetzt geplante „Geschichtslabor“ geht über den reinen Umbau hinaus. Es besteht im Wesentlichen aus einem großen Raum mit Möbeln und Schränken, in denen sich verschiedene Gegenstände befinden.

Jeder von ihnen erzählt eine authentische Alltagsgeschichte aus der NS-Zeit, so wie das Briefmarkenalbum von Manfred Simon – es deutet darauf hin, dass der jüdische Junge damals geschnitten wurde und nicht mehr mit den anderen Kindern spielen durfte. So legte er sich das Briefmarkensammeln als einsames Hobby zu. „Solches emotionales Wissen muss Ziel der Pädagogik sein“, sagte Schauspielerin Renan Demirkan dazu.

Erich Bethe, Gründer der Stiftung „Erinnern ermöglichen“, lobte das EL-DE-Haus als größte Einrichtung dieser Art in Deutschland. Er versprach, Einzelspenden bis 2000 Euro und alle Veranstaltungseinnahmen zu verdoppeln. Maximal will er 75 000 Euro zur Verfügung stellen, wodurch eine Gesamtspendensumme von 150 000 Euro für das Projekt erreicht werden könnte. Im Internet ist auch ein „Spendenbarometer“ einzusehen.

www.nsdok.de


Schirmherren

und Veranstaltungen der Spendenaktion


Das NS-Dokumentationszentrum im EL-DE-Haus war von 1935 bis 1945 der Sitz der Gestapo in Köln. Hier wurden mehrere Hundert Menschen hingerichtet. Seit 1981 ist das Gebäude Museum und Gedenkstätte.


Die Schirmherrschaft über die Sammelaktion haben übernommen: Hannelore Bartscherer, Jürgen Becker, Schauspiel-Intendantin Karin Beier, Rolly Brings, Renan Demirkan, Rolf Domning, Tommy Engel, Prof. Alfred Neven DuMont, Wilfried Schmickler und Günter Wallraff.


Die erste Benefizveranstaltung bestreitet Wilfried Schmickler mit seinem aktuellen Programm „Weiter“ am Samstag, 24. März, um 19:30 Uhr im VHS-Forum im Rautenstrauch-Joest-Museum, Neumarkt. Eintritt: 20 Euro, Benefizkarte 25 Euro, ermäßigt 10 Euro.


Die nächsten Veranstaltungen sind eine Lesung mit Renan Demirkan am 19. April, 19 Uhr im EL-DE-Haus, Appellhofplatz 23-25 (8 Euro) und eine Führung „rund um die Synagoge“ mit Barbara Becker Jákli am Sonntag, 22. April, um 14 Uhr (Roonstraße, 12 Euro)


Karten für alle Veranstaltungen unter Telefon 0221 – 221 263 32 oder E-Mail nsdok@stadt-koeln.de


Spendenkonto: Verein EL-DE-Haus, Konto 1945, Bank für Sozialwirtschaft (BLZ 370 20 500).


[Text unter dem Foto von JÖRN NEUMANN:]

Sie unterstützen die Aktion „Köln x 2“, damit die Erweiterung des EL-DE-Hauses Realität wird (v. l.): Tommy Engel, Wilfried Schmickler, Rolly Brings, Renan Demirkan, Erich Bethe, Werner Jung, Hannelore Bartscherer, Peter Liebermann und Jürgen Roters.



 

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