KSTA – RHEIN / SIEG – Freitag, 16. März 2012
Ein Mann besingt die Frauen
BENEFIZKONZERT
Rolly
Brings präsentierte sein Programm „Adam und Eva“ in der Meys
Fabrik
VON RALF ROHRMOSER-VON GLASOW
Hennef. Ein
musikalisches Denkmal hat Rolly Brings mit seiner Bänd den
Frauen gesetzt. Ob „Kodde Wiever“, also böse Ehefrauen, oder die
Bordsteinschwalbe Marizebill – der 68-Jährige hat ihnen meist
selbst komponierte und getextete Lieder gewidmet. Es sind fein
beobachtete Alltäglichkeiten, in Ihrefelder Platt vorgetragen, mit
immer wieder überraschenden Melodien.
„Adam & Eva“
heißt das Programm, ein Konzert in neun Bildern. Der übersetzte
Untertitel lautet: „Frauen sind Bilder. Männer sind Probleme.“
Das „Singspill“ gab es in der Meys Fabrik als Benefizkonzert für
den Lebenskreis, den
ambulanten Hospizverein für Sterbe- und Trauerbegleitung.
Der hatte den pensionierten Lehrer und
Vater der populären Karnevalsrocker schon vor anderthalb Jahren zu
Gast, mit dem kölschen „Dudedanz –
MEMENTO MORI“. Dem Musiker hatte es damals
so gut gefallen, die Arbeit des Lebenskreis erschien ihm so wichtig,
dass er versprach, erneut nach Hennef zu kommen.
Seine Ankündigung machte er wahr, von sich
aus rief er den Vorsitzenden Klaus Graeff an und machte mit ihm einen Termin aus. Mit einem Plädoyer für die
Arbeit der Hospizbewegung stieg Brings ein. Er dachte mit dem
Benefizkonzert durchaus an sich selbst: „Das ist kein Altruismus,
sondern purer Eigennutz.“ Schließlich könne er bald selber
Nutznießer sein. Natürlich kam er, wenn es um Frauen geht, schnell
auf Alice Schwarzer:
„Sie ist ein selbstverliebtes Biest, aber ihr Lebenswerk ist schon
in Ordnung.“ Für ihre Ziele spanne sie selbst die große
Boulevardzeitung mit den vier Buchstaben ein – und den Kölner
Bayenturm mit dem Frauenarchiv bezeichnete er als
Hochsicherheitstrakt der Frauenbewegung, wie er selbst bei Recherchen
zu der angeblichen Hexe Katharina Henot erfahren hat.
Ab- und zunehmen
Als erstes Stück aber brachte er die
Vertonung eines Böll-Textes:
die „Trümmerkokett“. Die „Mond-Marie“ besang er und stellte
die Behauptung auf, der Mond benehme sich wie eine Frau, nehme ab und
wieder zu. Großartige Musiker begleiteten ihn, Helmut
Kraus spielte einen unaufgeregten, aber
effektiven Bass und gab mit Wolfgang Klinger den Background-Chor. Der wiederum zeichnete sich als blendender
Solo-Gitarrist aus.
Mit „Besoffe vun dir“ begann der „Mitsingabend“.
Rolly forderte sein Publikum auf, in den Refrain mit einzusteigen.
Die Gäste ließen sich nicht zwei Mal bitten, Brings war begeistert.
Anrührend war sein Stück über sein Töchterchen Marie, die so
gerne in die Schule wollte, oder auch seine Sammlung von
Kinderfragen, die er als akribischer Tagebuchschreiber aufgezeichnet
hat: Werden Kinder im Kindergarten angepflanzt? Was macht der Wind,
wenn er nicht bläst?
Schließlich gab er auch noch den
Puppenspieler bei „Et ahle Wiev vum Ihrefeld“. Simone aus dem Publikum holte er sich zur Unterstützung auf die Bühne. Es
war ein emotionaler Abend mit Melancholie und ungeheurer
Lebensfreude. Rolly Brings hat in Hennef viele neue Freunde gewonnen.
[Text unter dem Foto von RVG:]
Rolly Brings illustrierte sein Stück „Et ahle
Wiev vum Ihrefeld“ mit Puppenspiel, assistiert von Simone aus dem
Publikum.
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