„Ehrenbürgerwürde für Jean Jülich gefordert“ |
Kölner Stadt-Anzeiger – KÖLN – Samstag, 31. März 2012
Ehrenbürgerwürde für Jean Jülich gefordert
GEDENKFEIER Redner würdigen den 2011 verstorbenen früheren Edelweißpiraten
VON MARTIN BOLDT
Mit einer Feier im Historischen Rathaus erinnerten Kölner Einrichtungen und Initiativen an den einstigen „Edelweißpiraten“ Jean Jülich, der im Oktober vorigen Jahres im Alter von 82 Jahren gestorben war. Bei der ihm zu Ehren von der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit organisierten Gedenkstunde fanden sich bereits lange vor dem Beginn der Veranstaltung keine freien Sitzplätze mehr. Freunde, Verwandte und Bewunderer wurden Zeugen eines bewegenden Abends, der das Leben des Widerstandskämpfers noch einmal in Liedern, Wortbeiträgen und Filmaufnahmen Revue passieren ließ. In ihrer Ansprache würdigte Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes Jean Jülich unter anderem als einen prinzipientreuen Menschen, „der nie vor Auseinandersetzungen zurückscheute“. Bis zuletzt habe er das Vermächtnis der Edelweißpiraten und anderer unangepasster Jugendlicher der Nazizeit durch sein persönliches Engagement wachgehalten. Anspruch müsste es jetzt sein, so die Bürgermeisterin, seine Ziele weiter zu verfolgen und diese Aufgabe an die jüngeren Generationen weiterzugeben. „Der Motor wird künftig zwar fehlen, doch die Zahnräder werden nicht aufhören sich zu drehen.“ Ein besonderer Gruß kam aus London, von wo sich Regisseur Niko von Glasow mit einer Videobotschaft zu Wort meldete. Historiker Fritz Bilz erinnerte an die vielen Auszeichnungen, unter anderem den Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem, mit denen Jülich bedacht worden war. „Eine letzte Auszeichnung fehlt aber immer noch: die Ehrenbürgerschaft der Stadt Köln. Alle Anträge sind bislang an der Uneinigkeit der Fraktionen gescheitert. Dabei gab es kaum einen wie ihn, der selbst bis ins hohe Alter in die Schulen ging und den Jugendlichen von den Gräueltaten der Nazis berichtete“, so Bilz. Seine Forderung nach einer Initiative zur posthumen Verleihung dieser Ehrung wurde von den Anwesenden begeistert aufgenommen. Fester Programmpunkt der Feier im Rathaus war – wie bei vielen Gedenkveranstaltungen an die Edelweißpiraten zuvor – auch diesmal der Auftritt von Rolly Brings und seiner Bänd. Der Liedermacher versprach den anwesenden Gästen zudem, in naher Zukunft ein Jean-Jülich-Gesangbuch herauszugeben. „Seine Lieder sind ein Schatz, den es zu bewahren gilt“, so Brings während der Darbietung von „Nor en Krat“ und „Wat söke uns Dräum?“.
[Text unter dem Bild von JÖRN NEUMANN]: Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes würdigte das Leben des Edelweißpiraten Jean Jülich, der im Oktober starb.
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