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Kölnische Rundschau – KÖLN – Samstag, 31. März 2012


Abschied

mit musikalischer Liebeserklärung

Gesellschaft für

christlich-jüdische Zusammenarbeit gedachte im Rathaus Jean Jülichs


Weil er und seine Kameraden in Zeiten der Unterdrückung ein Stück Freiheit lebten, wurden sie von den Nazis verfolgt. Im vergangenen Oktober verstarb mit Jean Jülich [einer der letzten] der sogenannten Edelweißpiraten, der Jugend-Widerstandsbewegung gegen das NS-Regime. Ihm zu Ehren veranstaltete die Kölnische Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, deren Mitglied Jülich war, zusammen mit Freunden und Familie im Historischen Rathaus eine Gedenkstunde, an der rund 300 Gäste teilnahmen.

Jülich sei sich stets treu geblieben, so Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes in ihrer Ansprache. „Er ging den Weg, den er für den richtigen hielt und scheute dabei nie zurück vor Widerständen und Auseinandersetzungen.“ Ob als Liedermacher, als Karnevalist oder als Zeitzeuge der NS-Zeit und Mahner vor Rassismus und Antisemitismus: Jülich „suchte die Bühne und er brauchte die Bühne“, so der Direktor des NS-Dokumentationszentrums Dr. Werner Jung.

Dabei hatte die Anerkennung um die Verdienste der Edelweißpiraten auch nach 1945 zunächst auf sich warten lassen. Innerhalb eines, so Jung, „seelenlosen akademischen Streits“ ab den siebziger Jahren zum Teil als kriminell diffamiert, [wurde Jean Jülich] erst 1984 in der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt. 2005 erkannte Oberbürgermeister Jürgen Roters, damals in seiner Funktion als Regierungspräsident, die Verdienste der Kölner Widerstandsgruppe öffentlich an.

Dass Jülich dennoch bis heute nicht Ehrenbürger geworden ist, ist für seinen Freund, dem Liedermacher Rolly Brings, unverständlich. „Ich halte das für eine Schweinerei“, ließ er seinem Unmut während der Veranstaltung freien Lauf.

Am Ende der Gedenkveranstaltung ertönte vom Band noch einmal die Stimme Jülichs. Wohlwissend um seinen bevorstehenden Tod hatte er ein letztes Lied aufgenommen, in dem er der Stadt, der er bis zum Ende treu geblieben war, eine musikalische Liebeserklärung machte.

(roe)

 

 

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