„Die Spuren der Juden“ |
Kölner Stadt-Anzeiger – EIFEL – Montag, 4. Juni 2012 Die Spuren der Juden BENEFIZKONZERT Der Kaller Kulturraum war völlig überfüllt
VON STEPHAN EVERLING Kall. "Geht Ihr in der Eifel denn auch in die Kirche?" Wenn Rolly Brings so etwas fragt, sollte man es nicht allzu ernst nehmen. Denn der Kölner Politbarde kennt sich in der Eifel sehr viel besser aus, als er bei dem Benefizkonzert zugunsten des Aktionskreises Stolpersteine durchblicken ließ. Und so ließ er es sich nicht nehmen, erst einmal zu fragen, ob die Eifeler überhaupt kölsch sprechen – auch wenn er die positive Antwort längst kannte. Überhaupt legte Brings es mit seinen musikalischen Mitstreitern Helmut Kraus und Wolfgang Klinger darauf an, den weit über 100 Besuchern im völlig überfüllten Kulturraum einen vergnügten Abend zu bereiten. "Wer sich mit jüdischen Lebenswegen beschäftigt, der muß so viel Schweres ertragen, die Leute haben jetzt einmal gute Laune verdient!" rief Brings. Er ließ es sich aber trotzdem nicht nehmen, immer wieder Kommentare und Lieder über Neonazis einzustreuen und mit seinem Klassiker "Morje, morje" ein deutliches Bekenntnis gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung abzugeben. Später am Abend trat dann noch Pia Fridhill mit ihrer Band auf.
Zwei Überlebende
Das enorme Zuschauerinteresse zeigte, auf welch fruchtbaren Boden die Bemühungen zur Aufarbeitung der Geschichte in Kall stoßen. Der Geschichtskurs der Jahrgangsstufe 12/Q1 am Herman-Josef-Kolleg in Steinfeld hatte bei einem Projekt die Spuren der Kaller Juden verfolgt und dokumentiert. Lehrerin Nicole Dingmann hatte ihre 31 Schüler alle Aspekte des Lebens in Kall während des Nationalsozialismus erforschen lassen und dabei besonderes Augenmerk auf das Schicksal der Familie Nolting geworfen, die bis Anfang der 1940er Jahre in der heutigen Aachener Straße 26 lebte. Bis auf zwei Überlebende wurde die Familie ausgelöscht, genau wie fast alle Juden, die zu der Zeit in Kall gelebt hatten. Der Aktionskreis Stolpersteine um Cilli und Ekkehard Fiebrich hatte die Idee, die Eröffnung dieser Ausstellung, die auch weiterhin noch im Kaller Rathaus und in der Filiale der VR-Bank zu sehen sein wird, mit einem Benefizkonzert zu verbinden. Damit sollten die Kosten für die Stolpersteine gedeckt werden, die der Künstler Gunter Demnig setzen wird.
[Text unter dem Bild von Everling]: Der Kulturraum war beim Benefizkonzert mit Rolly Brings und seiner Bänd völlig überfüllt.
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