Kölle, wo jeis du hin
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Kölnische Rundschau – PERSÖNLICH – Mittwoch, 24. Oktober 2012

Kölle, wo jeis du hin?

Die CD "Arsch huh 2012" beschwört in 16 Titeln das soziale Gleichgewicht derStadt

Von JENS MEIFERT

Es muss ein besonderer Tag gewesen sein im Juli. Die Künstler von "Arsch huh" hatten sich im Pavement Studio in Bergisch Gladbach versammelt, um den "Stammbaum" der Bläck Fööss einzuspielen. Man habe bei der neuen Hymne das Gefühl eines kölschen "We are the world" verspürt, urteilte "Bömmel" Lückerath von den Fööss später. Und damit ist die CD "Arsch huh" schon mal nicht schlecht charakterisiert.
Das Werk, das Produzent Walter Pütz ohne falsche Bescheidenheit als "kölsches Meisterwerk" anmoderiert hat, liegt nun vor. Die Größen der hiesigen Musikszene wie BAP, die Höhner und Tommy Engel sind auf der Zusammenstellung allesamt vertreten. Im Duett mit Peter Brings singt Wolfgang Niedecken von der "Ahl drecklije Stadt", eine Neuinterpretation des irischen Folk-Klassikers "Dirty old town". Ein Stück, das übrigens weit weniger sozialkritisch angelegt ist, als es der Titel vermuten läßt. Das liefern dafür Gerd Köster und Frank Hocker. "Wor nit jede Jeck anders?", fragen sie in "Leis rieselt et Hätz (en't Portemonaie). Das Gitarrenstück ist eines der besten der CD, auch weil Köster sehr geerdet und intelligent die Schere zwischen sozialem Gewissen und monetären Interessen besingt. Jürgen Zeltinger wütet in "Steht alle auf" in bester Garagenrocktradition gegen "Schleimerargumente im TV" und den "Boss Wirtschaft" – ein Liebhaberstück der eigenen Art. Die 16 Stücke schwere CD wird von dem Blick auf die Deutzer Werft (fotografiert von Wolfgang Niedeckens Frau Tina) heute und gestern geziert.
Eine Ansicht der letzten Kriegstage ist auch dabei, was laut Niedecken zur Verantwortung für die Stadt mahnen soll. BAP schlagen musikalisch mit "Ach so!" den (etwas weit angelegten) Bogen zwischen nächtlicher Fernsehverdummung und dem Fang verblödeten Stimmviehs. Tommy Engel hat sein "Hadder nit jesin" zu den Brandanschlägen von Solingen neu eingespielt. Die Höhner beschwören im "Bürgerlied" in gewohnter Manier die Gleichwertigkeit der Gläubigen aller Religionen, und auch Brings wollen in "Stell die Stadt op d'r Kopp" nicht aus ihrer Haut: ein Polkatrack, der in der nächsten Session Wiederverwendung finden dürfte. Neben den alten und neuen (Kasalla) Größen der Branche findet sich auch kölscher Rap (Coolmuul und DJ Lifeforce), bevor die Lage der Stadt schwermütig von Rolly Brings mit "Quo vadis Colonia?" zusammengefaßt wird. "Ich mööch – trotzdem – zo Foß noh Kölle jon", heißt es am Ende. Hauptsache.

(…)

CD-VERKAUF

Die CD kostet 11 Euro und kann im Shop der Rundschau, Breiet Straße 72, vorbestellt werden.
Ab Mitte kommender Woche wird sie verschickt. Der Verkauf dient der Finanzierung der Kundgebung am 9. November.

i: www.rundschau-online.de/shop

 

 

 

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