BILD – KÖLN – Freitag, 9. November 2012 – Seite 3
Nach Beckers Ätz-Kritik heute das Konzert
Wieviel Multi-Kulti
steckt wirklich in Arsch huh?
Von M. BISCHOFF / J. BRÜCHER / M. WEGERHOFF
Köln – Eigentlich sollen Fremdenhass und soziale Ungerechtigkeit die großen Themen heute beim Konzert sein.
Doch seit gestern bewegt eine andere Frage:
Wie multi-kulti ist Arsch huh wirklich?
Den Machern ginge es um ihr eigenes Denkmal.
Beim Konzert würden fast nur kölsche Bands auftreten.
Wolfgang Niedecken und Co. Hätten ihren Arsch nie hoch bekommen!
Diese Vorwürfe erhebt der Kabarettist Jürgen Becker.
Und Kabarettist Richard Rogler stimmt ihm zu:
„Diese Köln-Tümelei hat mir schon vor 20 Jahren nicht gefallen. Jetzt aktuell passt der Protest – hier herrscht wie beim FC die 2. Liga.“
Gestern konterte Arsch huh-Sprecher Karl-Heinz Pütz: „Auf der Bühne stehen Musiker aus Nigeria, Russland und der Ukraine, aus Bosnien, Serbien und Kroatien und der Türkei.“
Und über Jürgen Becker meint Pütz: „Was hier stattfindet, ist für ihn wohl eine Überdosis, deshalb hat er überreagiert.“
Doch Becker legte gestern nach!
Für die Künstler sei Arsch huh eine „Imagepolitur als 5 Minutenterrine …“
Man müsse den eigenen „Arsch nicht hochkriegen, 300 Sekunden reichen, man ist Teil einer großen Sache, etwas Besonderes. Kölner“!
Auch Kölsch-Legende Rolly Brings, der schon vor 20 Jahren dabei war, sagte seinen Auftritt ab:
„Bei so einer Veranstaltung ist es wichtig, dass die Künstler Zeit haben, etwas über ihren Liedtext hinaus zu sagen.“
Rolly Brings wollte mit dem Song „QUO VADIS COLONIA“ auftreten.
„Der dauert 5 Minuten und 35 Sekunden. Mir wurden aber nur 5 Minuten auf der Bühne eingeräumt.“
Der Sänger, der seit Jahrzehnten gegen Rechts kämpft, ledert los:
„In all den Jahren habe ich viele der Arsch-huh-VIPs und –Promis nie getroffen – es sei denn, TV-Kameras waren da.“
Und weiter: Das Konzert [riecht] nach Selbstbeweihräucherung und stinkt nach Kommerz.
Wer es nötig hat, soll es machen.“
Geht es etwa nur um Geld?
Arsch huh-Sprecher Pütz: „Wenn wir eine kommerzielle Veranstaltung machen wollten, dann hätten wir uns auf Stars konzentriert. [*)] Wir machen keinen Gewinn.“
[Text zu den 3 Personen-Fotos]:
Kölsch-Musiker Rolly Brings tritt nicht bei Arsch huh auf und wettert gegen Kommerz.
Kabarettist Richard Rogler stimmt der Kritik zu.
Arsch huh-Sprecher Karl-Heinz Pütz: „Man wird uns auf die Finger gucken.“
[*)] Nimmt man diesen Satz wortwörtlich und ernst – und das sollte man beim Arsch huh-Sprecher unbedingt tun – bedeutet dies, dass
a) keine Stars auf der Bühne sind;
b) nur einige der Auftretenden Stars sind.
R. B.
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