EXPRESS – KÖLN – Montag, 12. November 2012 – Seite 22
Rolly sang für die Edelweißpiraten
Von ROBERT BAUMANNS
Köln – Rolly Brings (69) hatte Kritik an "Arsch huh" geübt und seinen Kurz-Auftritt auf der Deutzer Werft abgesagt – um am nächsten Tag beim traditionellen Schweigemarsch und der Kundgebung [ zum Gedenken der Reichspogromnacht 1938 sowie der Ermordung der Zwangsarbeiter und Edelweißpiraten 1944] in Ehrenfeld mitzumachen und mit seiner "Bänd" [Wolfgang Klinger, Helmut Kraus, Gast: Elke Schlimbach] zu singen.
"Hier kriege ich schon seit Jahrzehnten den Arsch huh", sagt Brings.
Die Edelweißpiraten waren Jugendliche, die gegen die Nazi-Diktatur gekämpft haben.
[Einige] von ihnen wurden ohne Prozeß öffentlich von der Gestapo gehenkt – in der Hüttenstraße, die in den 80er Jahren gegen den Widerstand der CDU nach dem Edelweißpiraten Bartholomäus Schink benannt wurde, der erst 16 Jahre alt war, als man ihn henkte.
Doch die Zeiten ändern sich:
CDU-Chef Bernd Pettelkau gedachte am Mahnmal der ermordeten Widerstandskämpfer und Zwangsarbeiter genauso wie [OB Jürgen Roters, Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes (SPD), Linke-Chef Jörg Detjen, MDB Rolf Mützenich (SPD), Miguel Freund (Synagogengemeinde Köln), Bezirksbürgermeister Josef Wirges (SPD) oder der Bundestagsabgeordnete Volker Beck (Grüne).
Edelweißpiratin Gertrud (Mucki) Koch (88) hatte gesundheitsbedingt absagen müssen.
[Edelweißpirat Wolfgang Schwarz wohnte der Kundgebung samt Gattin bei wie auch Familienangehörige der verstorbenen Edelweißpiraten Jean Jülich und Fritz Theilen.]
Auch "Arsch huh"-Kritiker Jürgen Becker bekam die "Zäng ussenander" – er sprach bei einer Demo linker Gruppen in Chorweiler, auf der die Auflösung des Verfassungsschutzes gefordert wurde.
[Text unter dem Foto von Thomas Banneyer]:
Rolly Brings musizierte im Gedenken an die Edelweißpiraten.
[Text unter dem Foto von Udo Gottschalk]:
Jürgen Becker bei der Demo gegen den Verfassungsschutz.
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