„Bewegende Einblicke ins Grauen der NS-Zeit
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Kölner Stadt-Anzeiger – KÖLN – Montag, 3. Dezember 2012 – Seite 26

Bewegende Einblicke
ins Grauen der NS-Zeit

FESTAKT Mehrere Hundert Gäste würdigen die Erweiterung des Dokumentationszentrums

VON RAINER RUDOLPH

Die am Sonntagabend gefeierte Erweiterung des NS-Dokumentationszentrums im EL-DE-Haus am Appellhofplatz ist der bisher wohl bedeutendste Schritt in der Entwicklung der 1988 gegründeten Einrichtung.
Direktor Werner Jung sprach von einem "großen Wurf" und einem "fantastischen Fortschritt" für die Einrichtung, die als Kombination von Gedenkstätte, Bildungsstätte und Lernort einer Kommune bundesweit einzigartig ist.
Mehrere Hundert Gäste kamen zu der Eröffnung, darunter auch Zeitzeugen, die das EL-DE-Haus als den Sitz der Kölner Gestapo von 1935 bis 1945 noch aus eigener schrecklicher Erfahrung kannten.
In den Kellern des Gebäudes wurden unliebsame Personen genauso wie Gegner des nationalsozialistischen Unrechtssystems verhört und gefoltert.
An den Galgen im Hinterhof starben manchmal mehr als 100 Menschen an einem einzigen Tag.
Zur Eröffnungsfeier kam auch Oberbürgermeister Jürgen Roters, der in seiner Zeit als Kölner Regierungspräsident die Rehabilitierung der "Edelweißpiraten" als einer widerständigen Jugendgruppe in der NS-Zeit durchgesetzt hatte.
Außer Roters und Direktor Werner Jung, der der Stadt für ihr Engagement dankte, trat Peter Liebermann, der Vorsitzende des Vereins EL-DE-Haus, an das Rednerpult.
Der Verein hatte die Einrichtung von Anfang an selbständig begleitet.
Das musikalische Programm bestritten das Markus Reinhardt Ensemble, Rolly Brings [& Bänd], das Duo Kontrasax und Epstein's Klezmer-Tov.
Umbau und Erweiterung des NS-Dokumentationszentrums kosteten rund 700 000 Euro.
Den Grundstock dafür lieferte ein Beschluß des Rates.
Die Einrichtung eines neuen "Geschichtslabors", in dem Schüler anhand konkreter Gegenstände aus der NS-Zeit spielerisch mehr über die Lebensbedingungen von Jugendlichen in dieser Zeit erfahren können, wurde dagegen überwiegend durch Spenden finanziert.
Dazu hatten prominente Kölner wie Renan Demirkan, Günter Wallraff, [Wilfried Schmickler, Rolly Brings], Vertreter der Kirchen und der Herausgeber des "Kölner Stadt-Anzeiger", Alfred Neven DuMont, aufgerufen.
Die Bethe-Stiftung verdoppelte das Sammlungsergebnis.

[Text unter dem Foto von MAX GRÖNERT:]
Ein Ort zur Erinnerung und zum Lernen ist das EL-DE-Haus. Zur Einweihung des Erweiterungsbaus kamen zahlreiche Gäste.
[Vorne links im Bild: Rolly Brings & Bänd (v. l. n. r.) Helmut Kraus, Rolly Brings, Wolfgang Klinger.]

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