Brings trägt die Botschaft weiter - auf Kölsch“
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Kölner Stadt-Anzeiger – KÖLN – Montag, 11. Februar 2013 – Seite 28

Brings trägt die Botschaft weiter – auf Kölsch

BUCHPROJEKT
Der Kölner Musiker Rolly Brings
übersetzt die Bibel

VON MATTHIAS PESCH

Die ersten Zeilen hat er in Ostende zu Papier gebracht, am späten Heiligabend 2012.
Rolly Brings saß in seinem Hotelzimmer an der belgischen Küste und entdeckte in seiner Nachttischschublade eine Bibel.
In dem Moment "hat es mich gepackt", erinnert sich der 69-jährige kölsche Sänger und Liedermacher.
Und er machte sich daran, ein Projekt zu realisieren, das er schon lange im Kopf hatte.
Er setzte sich hin, schlug das Lukas-Evangelium auf und begann, den Text ins Kölsche zu übersetzen.
Lukas 2, 1, der Beginn der Weihnachtsgeschichte:
"Et bejov sich ävver, dat en dä Dage et Jebott vum Kaiser Augustus erjing, dä janze Ädekreis opzeichne ze looße."
In mehr als 2000 Sprachen sei die Bibel ganz oder in Teilen übersetzt worden.
"Kölsch war noch nicht dabei", sagt der pensionierte Lehrer. "Das darf nicht so bleiben."
Brings bringt beste Voraussetzungen mit, das zu ändern:
Er hat Theologie studiert, viele Jahre Religion unterrichtet, "und ich komme aus einer urkölschen Familie".
Wobei urkölsch auch bedeutet: "römisch-katholisch in der kölnisch-rheinischen Ausprägung", sprich: mit einer guten Portion Marienverehrung und einer gewissen Distanz zur Amtskirche.
"Wenn meine Großeltern von Jesus erzählt haben, dann natürlich auf Kölsch", sagt Brings, der auch schon Grimms Märchen übersetzt hat.
Die Botschaft des Evangeliums, davon ist er überzeugt, "ist immer noch wert, überdacht und weitergetragen zu werden".
Auch und gerade auf Kölsch.
"So nah am Text, so kölsch wie möglich" – nach diesem Prinzip hat Brings schon mehr als 25 Seiten fertiggestellt.
Er übersetzt aus der Jerusalemer Bibel schwerpunktmäßig das Lukas-Evangelium (mit der Kindheitsgeschichte Jesu) und reichert es an mit Texten der drei anderen Evangelisten, "die bei Lukas fehlen, mir aber wichtig erscheinen" – die Gleichnisse beispielsweise.
Bei der Übersetzung hält er sich "zu 90 Prozent" an die Vorgaben von 'Kölsch-Papst' Adam Wrede.
Bei ihm wird also Gott zu Jott und nicht zu Godd, wie es die Kölsch-Akademie vorschlägt.
Probleme bereitet ihm schon mal das Imperfekt ("So spricht ja heute keiner mehr").
Manchmal fällt ihm die Vergangenheitsform eines Verbs nicht ein, und wenn ihm auch der Wrede nicht weiterhilft, "dann muss ich eben das kölsche 'dät hä' nehmen".
Bis Ende August will er fertig sein, im Oktober wolle der Bachem-Verlag seine Übersetzung, illustriert mit 66 Collagen, als Buch herausgeben: jeweils links die hochdeutsche Fassung, rechts der kölsche Text.
Und es ist ein Hörbuch geplant, das Kölner Prominente lesen.
Rolly Brings ist gespannt, wie sein Projekt bei der Amtskirche ankommt.

[Text unter dem ARCHIVBILD BAUSE]:
Der Sänger, Liedermacher und pensionierte Lehrer Rolly Brings befasst sich seit Weihnachten 2012 mit der Bibelübersetzung.

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