Der Soundtrack der Kindheit“
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Kölnische Rundschau – Donnerstag, 21. März 2013

Der Soundtrack der Kindheit

Rolly Brings liest Märchen zugunsten des Jugendheims St. Hermann-Joseph

Von MARKUS FREY

Dünnwald. "Ich liebe Initiativen, egal ob kirchliche oder soziale, die nicht immer sofort nach dem Staat schreien, sondern lieber selber etwas tun."
Liedermacher Rolly Brings nimmt wie immer kein Blatt vor den Mund.
Klar, dass man auch im Dünnwalder Veedel auf die Hilfe des kölschen Poeten und seiner Band bauen kann.
"Dieses schöne Jugendheim als Treffpunkt für Jung und Alt muss einfach erhalten bleiben.
Dazu wollen wir mit den Mitteln, die wir haben, mit unseren Texten und schrägen Liedern gerne beitragen", erklärt Brings.
Zum zweiten Mal gastiert das Trio, bestehend aus Brings, Wolfgang Klinger und Helmut Kraus, im Jugendheim von St. Hermann-Joseph zugunsten des dortigen Fördervereins, der sich seit 2009 für dessen Erhalt einsetzt.
Dieses Mal wurde es im ausverkauften Saal ganz märchenhaft, denn Brings präsentierte bei seinem Gastspiel die schönsten Erzählungen der Gebrüder Grimm in kölscher Sprache.
Brings appellierte zu Beginn, sich getrost auf dieses Experiment einzulassen, denn jeder habe doch aus seiner Kindheit noch einige der Märchen im Kopf, weshalb man das Vorgetragene auch als Kölsch-Laie verstehe.
Mit seiner lebendigen Erzählweise, die kein "Mäh" der sieben Geißlein ausließ, verstand es Brings, das Dünnwalder Publikum nachhaltig zu fesseln und aufs Neue für die Geschichten aus der Kindheit zu begeistern.
Märchen seien der Soundtrack seiner Kindheit, ließ Brings, der bei seinen Eltern und Großeltern zweisprachig aufwuchs, seine rund 200 Zuhörer wissen.
"Mir ist eigentlich erst als ich in die Schule kam, bewußt geworden, dass es außer Kölsch noch eine andere Sprache gibt", erinnert sich der "Märchenonkel" an die Märchenerzählungen seiner Großeltern in rheinischer Mundart.
"Die brauchten dafür kein Buch und hatten noch ganz andere Erzähltechniken", schwärmte Brings.
Nach der kölschen Fassung seiner Lieblingsmärchen arbeitet der Erzähler zurzeit daran, das Lukas-Evangelium ins Kölsche zu übersetzen.
Warum gerade das Lukas-Evangelium?
"Weil dort die Weihnachtsgeschichte steht, die darf op Kölsch keinesfalls fehlen", betont Brings.
Neuland wird der Künstler damit in jedem Fall beschreiten, denn bislang wurden Bibel und Evangelium zwar in über 1000 Sprachen übersetzt, Kölsch ist allerdings nicht darunter.
Man darf also gespannt sein.
"Wir sind froh, dass uns solche tollen Künstler unterstützen", würdigte Kirchenvorstand und Mitinitiator Manfred Grimm den ehrenamtlichen Einsatz von Brings und dessen Kollegen.
Derzeit zählt der Förderverein rund 200 Mitglieder.
Die Zukunft des 1927 erbauten Jugendheims ist erst einmal gesichert.
"Weil alle dazu beitragen, den Unterhalt langfristig zu sichern", so Grimm.
Weitere Unterstützung durch Kölner Künstler ist ihm dabei gewiß.
Am 24. Mai stehen hier "Kasalla" auf der Bühne.

[Text neben dem Foto von FREY]:
Als Grimms "op Kölsch" präsentieren sich Rolly Brings (l.) und Helmut Kraus.

 

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