Kölner Stadt-Anzeiger – Euskirchen – Eifel extra
Montag, 15. April 2013 – Seite 34
"Adam & Eva":
ein Riesenspaß mit Tiefgang
KONZERT "Rolly Brings & Bänd" begeisterten im Kulturraum
VON CAROLIN BIETZKER
Kall. Rolly Brings hat die Musik im Blut.
Vor allem aber hat er ein Händchen für menschliche Themen, die er in seinen Songs in breitestem Kölsch verarbeitet.
Sein Programm "Adam & Eva – E Singspill met nüng Bilder" spielten "Rolly Brings & Bänd" am Freitagabend im Kulturraum Kall.
Die Dachkammer der "Energie Nordeifel" ("ene") bot einen schönen Rahmen, denn das Konzert hatte etwas Intimes.
Die Besetzung mit lediglich zwei akustischen Gitarren, einem Bass und Gesang war ebenso zart wie die Seele der Lieder.
Wolfgang Klinger (Gitarre und Gesang) und Helmut Kraus (Bass und Gesang) begleiteten Rolly Brings, der zweifellos den Mittelpunkt der Band verkörperte.
Themen rund um Männer, Frauen und Kinder, Liebe und Enttäuschung bis hin zum Schicksal der Prostituierten vertonten die drei Künstler ohne spektakuläre Technik, aber mit großer Authentizität zu bewegender Musik.
War manch ein Text auch noch so klischeeschwanger, so gelangen "Rolly Brings & Bänd" doch durchweg sehr persönliche Beiträge, die durch die Mundart noch menschlicher wirkten.
Im Laufe des Konzertabends kristallisierte sich ein sensibler, kluger und humorvoller Rolly Brings heraus.
Um den Vater von vier Kindern und siebenfachen Großvater tobt das Leben.
Sehr offen berichtete er von anrührenden Begegnungen und Momenten in seiner Familie, von seiner korpulenten Mutter, die das Herz auf der Zunge trug und beim Gute-Nacht-Kuss nach Zigaretten roch.
Unumwunden erklärte er seine Affinität zum "kölschen Katholizismus, der kritisch bis klerusfeindlich Meisner als Strafe Gottes akzeptiert".
Viel Lebenserfahrung legte der 69-jährige nicht nur in seine Musik, sondern auch in seine witzige Moderation.
Ungeschönt bohrte Rolly Brings in "Casablanca" in den Wunden eines verlassenen Mannes, der seinen Kummer mit Schnaps betäubt.
"Et fusse Ruth" hinterließ als Prostituierte nach ihrem Tod eine schmerzliche Lücke im Viertel.
In "D'r Düvel un dat Wiev us Frechen" schickte er ein derbes Weib in die Hölle, wo es die ganze "Bagage" verprügelt.
Drei langjährige Freunde von Rolly Brings saßen am Freitag ebenfalls in der Dachkammer der "ene".
Sie durften sich in "Et ahle Wiev vum Ihrefeld" gleich nützlich machen, und so begleiteten Peter Milde sowie Cilly und Ekkehard Fiebrich [mit Handpuppen] die lustige Geschichte um eine fremdgehende Frau.
Musikalisch versah Rolly Brings, dessen Söhne Peter und Stephan in der Kölner Kultband "Brings" spielen, die lebendigen Texte mit klarem Gesang und dezentem Gitarrenspiel.
Wolfgang Klinger spielte in aller Bescheidenheit wunderschöne Soli, und auch Helmut Kraus hielt sich am Bass zurück.
Das Konzert war ein Riesenspaß mit viel Tiefgang.
[Text unter dem Bild von CAROLIN BIETZKER:]
Wolfgang Klinger (von lins), Rolly Brings und Helmut Kraus waren mit ihrem Programm "Adam & Eva" Garanten für beste Unterhaltung. |