Mahnen ohne zu schweigen“
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Kölnische Rundschau - STADTTEILE – Donnerstag, 13. November 2014 – Seite 39

Mahnen ohne zu schweigen

Ehrenfelder Bündnis gegen Rechts gedenkt Nazi-Opfern

VON DIETER BRÜHL

Ehrenfeld. Am 10. November jährte sich zum 70. Mal der Tag der Hinrichtung von 13 Menschen in der ehemaligen Hüttenstraße.
Die Nationalsozialisten hatten die Exekution durch den Strang ohne Gerichtsurteil angeordnet.
Unter den Opfern waren fünf Jugendliche, die dem Ehrenfelder Kreis der Edelweißpiraten, einer Gruppe von Widerständlern gegen das Nazi-Regime, zugerechnet werden.
An derselben Stelle waren bereits am 25. Oktober 1944 elf Zwangsarbeiter *) von der Gestapo brutal ermordet worden.
Das Mahnmal am Bahnbogen an der heutigen Bartholomäus-Schink-Straße, die nach einem der erhängten Jugendlichen benannt ist, erinnert seit Jahren an diese Verbrechen.
Das Ehrenfelder Bündnis gegen Rechtsextremismus und Ehrenfelds Bezirksbürgermeister Josef Wirges hatten wie in jedem Jahr zu einem Schweigemarsch am 10. November mit anschließender Gedenkveranstaltung am Mahnmal aufgerufen.
Bereits am Ausgangspunkt des Marsches, am Ort der ehemaligen Synagoge in der Körnerstraße, versammelten sich zahlreiche Teilnehmer.
Darunter auch Bürgermeister Ralf Heinen, die SPD-Landtagsabgeordnete Gabriele Hammelrath, der Geschäftsführer der Synagogen-Gemeinde Köln, Alexander Sperling, und Miguel Freund von der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.
Freund erinnerte vor dem Hochbunker Körnerstraße an die Geschehnisse der Pogromnacht am 9. November 1938, als in ganz Deutschland Nazis Synagogen in Brand setzten und Juden verfolgt und ermordet wurden.
Im Zusammenhang mit der aktuellen Kritik an der Politik Israels warnte Freund vor einem erneut zunehmenden Antisemitismus in Deutschland.
„Es gibt Jahre, in denen es gilt, die Erinnerung zu pflegen, und es gibt Jahre, in denen die Stimme mahnend erhoben werden muss.
Es darf keinen alltäglichen Antisemitismus mehr geben.
Nie wieder Judenhass und Rassismus“, sagte Miguel Freund.
Mit seinem Lied „David“ erinnerte Sänger Rolly Brings an die Nacht, als 1938 auch in der Körnerstraße die Synagoge brannte.
Erstmals beim Schweigemarsch dabei waren rund 30 Mitglieder der Traditionstanzgruppe „Goldene“ Lyskircher Hellige Knäächte un Mägde.
„Wir möchten ein Zeichen setzen gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Intoleranz“, sagte Stephan von Platen, das „Jeckebääntche“, die zentrale Figur der Tanzgruppe.
Mit brennenden Kerzen ausgestattet, zogen die 250 Teilnehmer von der Körnerstraße über die Venloer Straße und den Gürtel zum Mahnmal an der Bartholomäus-Schink-Straße.
Dort konnte Bezirksbürgermeister Josef Wirges auch zwei überlebende Zeitzeugen begrüßen, die Edelweißpiratin Gertrud Koch und Wolfgang Schwarz, dessen Bruder Günter ermordet wurde.
Wirges wandte sich klar gegen Versuche, die Ehrenfelder Edelweißpiraten zu kriminalisieren.
„Dem stehen wir geschlossen entgegen“, sagte Wirges.
„Wir vom Mahnmal-Kuratorium haben keine Schwierigkeiten, wenn eine Zusatztafel neben der vorhandenen errichtet wird, um Angaben zur Geschichte der Ehrenfelder Edelweißpiraten [und der elf ermordeten Zwangsarbeiter] zu korrigieren und zu ergänzen.“
Neben Rolly Brings & Bänd und Klaus dem Geiger trat auch die Band Brings auf.
Klar Position bezog der Bezirksbürgermeister gegen Rassismus und rechtsextreme Parolen.
„Dem tagtäglichen Rassismus, der sich wie Mehltau über die Gesellschaft legt, müssen wir entschlossen entgegentreten“, so Wirges.

[Texte unter den beiden Fotos von Brühl]:
Auch die Band Brings nahm an der Gedenkveranstaltung am Mahnmal an der Bartholomäus-Schink-Straße teil

Mit ihrer Teilnahme am Schweigemarsch wollten die „Goldenen“ Lykircher Hellige Knäächte un Mägde ein Zeichen setzen.

( … ) elf Zwangsarbeiter *):
Siehe Liedtext „Ihrefelder Passion / Ehrenfelder Passion
in mehreren Sprachen unter www.rollybrings.de (Texte)

 

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