Kölnische Rundschau - STADTTEILE – Dienstag, 10. März 2015
Lebenserfahrung in Liedform
Rolly Brings tritt im Jugendheim auf und spendet Erlös
VON MARKUS FREY
DÜNNWALD. Um seine eigene Person will Rolly Brings eigentlich gar kein großes Aufsehen machen, auch wenn er bereits das vierte Mal mit neuem Bühnenprogramm [Lück sin och Minsche *)] da ist, um mit dem Erlös der Veranstaltung zum Erhalt des Jugendheims von St. Hermann Josef beizutragen.
„Ich habe ein Faible für solche Projekte und dafür, wenn Menschen sich in ihrem Veedel zusammentun und sich für eine Sache gemeinsam engagieren“, so Brings.
Nach Exkursionen in die Märchenwelt, [dem Konzert Adam & Eva] und der vielbeachteten „Verkündigung“ des Evangeliums „op Kölsch“ legt Brings den Fokus auf Kölner Redensarten und Sprüche, die er über Jahrzehnte in seinem Tagebuch gesammelt hat.
Die unglaubliche Anzahl von 10 000 Sprüchen hat Rolly Brings, der in Ehrenfeld aufwuchs, seit frühester Jugend im familiären Umfeld und aus seiner unmittelbaren Umgebung auf diese Weise zusammengetragen.
Die typisch kölsche Sicht auf die Dinge kommt mal in Liedform, mal in pointierter Form eines prägnanten Satzes daher.
„In den Redensarten steckt oft geballte Lebenserfahrung. Einige sind sehr poetisch, andere eher wie Aphorismen und wieder andere satirisch“, sagt Brings.
Die handeln von Männern und Frauen, vom „Düvel“ oder Bauern und Fischern.
„Männer sin Helde“, lässt Helmut Kraus das Publikum eine auch über Köln hinaus bekannte Volksweisheit wissen, „sulang se nit d’r Schnoppe han.“
Mit eingängigen Melodien von Blues bis Country zu kurzweiligen Texten entführen Rolly Brings & Bänd **) das Publikum auch an Plätze, die im Leben des jungen Rolly eine bedeutende Rolle gespielt haben.
Wie im Falle des Blücherparks nahe Ehrenfeld, in dem sich seine Eltern 1931 anlässlich eines Parkfestes einst kennengelernt hatten und der ihm als Kind lange vor dem Bau der heutigen Autobahn wie ein einziger Abenteuerspielplatz vorkam, in dem er mit Freunden die Tage verbrachte.
Mit dem Lied „Blömeling“, das er in Dünnwald mit viel Herzblut zum Besten gibt, hatte der Musiker 2013 zum 100-jährigen Bestehen des Blücherparks eine Hommage verfasst.
„Ohne „Blömeling“ gäbe es die Familie Brings heute gar nicht“, preist Brings einen der prägenden Orte seiner Jugend.
Stolpersteine und die „braune Pest“
Brings singt von der mittäglichen „Siesta em Veedel“, wenn die Uhren langsamer ticken, von Marie, der Verlobten eines ertrunkenen Niehler Fischers aus der Zeit, als es Ford noch nicht gab und der Ort ein Fischerdorf hinterm Deich war.
Er lässt Stolpersteine zu Wort kommen, die über die „braune Pest“ klagen und berührt mit seiner tiefgründigen wie heiteren Vorstellung die rund 200 Zuschauer im Saal.
„Für uns ist das einfach Klasse. Rolly Brings ist wirklich ein toller Mensch, der klare Statements macht und etwas zu sagen hat“, freut sich Lydia Jansen vom Förderverein des Jugendheims, das von den Menschen im Veedel nahezu täglich genutzt wird.
„Wir stehen als Verein für alle Generationen. Hier soll sich jeder wiederfinden können“, betont Jansen.
Als Ausrichtungsort für Gymnastikgruppen oder Gesprächskreise bis hin zu Karnevalssitzungen, Sommerfesten, Geburtstagen oder Jubiläen werden die Räumlichkeiten nahezu täglich genützt.
Auf die Unterstützung durch Künstler ist der Verein dennoch weiterhin angwiesen.
Die rund 10 000 Euro an Unterhaltskosten pro Jahr wollen eingespielt werden.
„Die eine Hälfte decken wir über unsere Mitgliedsbeiträge, die andere durch Veranstaltungen wie heute“, konstatierte Fördervereinsvorsitzender Manfred Grimm.
[Text unter dem Foto von FREY]:
Ein Faible für Menschen, die sich in ihrem Veedel einbringen: Rolly Brings (l.) mit Helmut Kraus und Sohn Benjamin Brings (r.)
*) Rolly Brings / Christa Bhatt:
Lück sin och Minsche – Kölner Redensarten
Greven Verlag Köln
**) Rolly Brings & Bänd:
Benjamin Brings (Gesang / Perkussion)
Rolly Brings (Gesang / Rezitation / Gitarre)
Wolfgang Klinger (Gitarre / Gesang)
Helmut Kraus (Bass / Rezitation / Gesang)
Klaus Strenge (Gitarre / Ukulele / Blues-Harp / Gesang)
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